Aufklärung – Esoterik – Reaktion
Johann August Starck (1741-1816). Geistlicher, Gelehrter und Geheimbündler zur Zeit der deutschen Spätaufklärung
Michael Vesper
Die Biographie des lutherischen Theologen, Freimaurers und politischen
Publizisten Johann August Starck (1741-1816) ist eine Fallstudie über die Vielschichtigkeit
der Aufklärungsbewegung im Europa des 18. Jahrhunderts.
Äußerlich betrachtet durchlief der in Schwerin geborene Sohn eines Geistlichen
eine erfolgreiche Theologenkarriere im Dienst der lutherischen Kirche.
Der berufliche Aufstieg fand nach Studium, Exkursen, Erfolgen und Rückschlägen
in Göttingen, Petersburg, Paris, Wismar, sowie Königsberg mit der
Anstellung als Oberhofprediger in der Residenz der Landgrafschaft Hessen-
Darmstadt seinen Endpunkt.
Doch hinter der Oberfläche dieser äußeren Biographie verbirgt sich eine Fülle
von Widersprüchen, Doppelbödigkeiten und offenen Fragen. Das Themenspektrum
dieses reichen Lebens erstreckt sich von der aufklärerischen Theologie,
einem leidenschaftlichen Hang zur Geheimbündelei, von theosophisch-alchemistischen
Spekulationen, die das religiöse Weltbild Starcks prägten,
über inneraufklärerische Konflikte bis hin zu einer umfangreichen gegen die
Aufklärungsbewegung gerichteten Publizistik, durch die Starck zum Mitbegründer
einer antiaufklärerischen Verschwörungstheorie wurde, die bis in die
Gegenwart nachwirkt. Eine der schwierigsten Fragen der Starck-Biographie
besteht darin, zu klären, wann und aus welchen Motiven sich der lutherische
Prediger der katholischen Kirche anzunähern begann, die ihm in der letzten
Phase als das einzige Bollwerk gegen Irreligion und Auflösung aller gesellschaftlichen
Ordnungen galt.