Die Todesstrafe
Nach den Ergebnissen der wissenschaftlichen Forschung, der Fortschritte der Gesetzgebung und der Erfahrung
Carl J Mittermaier, Antonius Opilio
Unverkennbar verdanken die Naturwissenschaften, insbesondere die Heilkunde ihre ungeheuern Fortschritte zum großen Teile der neueren Richtung, durch sorgfältig vorgenommene Beobachtungen und ge-sammelte Erfahrungen eine zuverlässige Grundlage zur Erkenntnis der Natur der anzuwendenden Mittel und ihrer Wirksamkeit zu gewinnen. Wenn auf ähnliche Weise auf dem Gebiete des Strafrechts, insbeson-dere in Bezug auf die Strafarten, die Bedeutung jeder Strafart für den Zweck der Strafgewalt und durch sorgfältig gesammelte Erfahrungen die wahre Natur der Strafart und ihrer Wirkungen erforscht würden, so würde die Strafgesetzgebung mehr mit den Bedürfnissen und mit dem Zustande der Gesittung in Einklang stehen und einer besseren Wirk-samkeit sich erfreuen. Der Verfasser der gegenwärtigen Schrift hat seit einer Reihe von Jahren durch gewissenhafte Sammlung von Erfahrungen über die verschiedenen Versuche der Einrichtung der Gefängnisstrafe, und durch den Versuch daraus sichere Schlussfolge-rungen abzuleiten, sich bemüht zur Verständigung über das zweckmä-ßigste Gefängnissystem beizutragen. Auf ähnliche Art hat der Verfas-ser, um die Verständigung über die Frage über Beibehaltung der Todesstrafe zu erleichtern, sich bemüht, ebenso auf dem geschichtli-chen Wege zu verfolgen, wie diese Strafart allmählich Boden gewann, als zuverlässige Erfahrung über die Wirkung der Drohung und der Vollstreckung der Todesstrafe zu sammeln, um eine Grundlage für die Erforschung zu erhalten, ob die Todesstrafe gerecht, ob sie notwendig ist, ob nicht vielmehr durch andere Strafen der Zweck des Staates sicherer erreicht werden kann, ob nicht die Strafart selbst Nachteile erzeugt, welche das Interesse der bürgerlichen Gesellschaft bedrohen.