Tendenzen und Perspektiven der gegenwärtigen DDR-Literatur-Forschung
Katrin Max
Seit dem Ende des historischen Staates DDR hat sich die Literaturgeschichtsschreibung beständig und wiederholt mit der Frage auseinandergesetzt, auf welche Weise die Literatur der DDR zum Gegenstand literaturwissenschaftlicher Betrachtungen werden kann. Während vor 1989/90 eine deutliche Politisierung der DDR-Literatur-Forschung feststellbar war, hat man nach dem Ende der DDR verschiedene Möglichkeiten der wissenschaftlichen Beschäftigung in den Raum gestellt. Exemplarisch genannt sein soll hierbei zum einen die Forderung, statt des Politischen nun vielmehr die Kategorie des Ästhetischen als Fluchtpunkt zu wählen, zum anderen die wiederholt formulierte These der auszumachenden Konvergenzbewegungen in literarischen Texten aus Ost und West spätestens seit den 1980er Jahren.
Diese stattgehabte Neuorientierung und Positionsbestimmung der DDR-Literatur-Forschung ist mittlerweile geraume Zeit her. Es ist festzustellen, dass sich in den letzten Jahren gerade junge Wissenschaftler diesem Forschungsgebiet im Kontext aktueller Fragestellungen und Schwerpunkte ihres Faches zuwenden, so dass hierbei – aufbauend auf den von der Literaturwissenschaft der 1990er Jahre erarbeiteten Positionen – eine Öffnung hin zu erweiterten Themenstellungen und durchaus neu vorgenommenen Bezügen zu konstatieren ist. Der Sammelband fragt nach Tendenzen und Perspektiven innerhalb der DDR-Literatur-Forschung, wobei die einzelnen Beiträge die verschiedenen Möglichkeiten aufzeigen, sich mit dem Gegenstand im Kontext der gegenwärtigen literaturwissenschaftlichen Forschung zu beschäftigen.