Das Einrad
Heike Höhne
Die 23jährige Annelie erbt als einzige Enkelin Charlottes Schwaigers das Haus ihrer Großmutter, das in einem kleinen Dorf unweit Eisenachs steht.
Beim wenig erfreulichen Prozedere des Ausräumens der Wohnstätte findet sie, tief hinten in einem wuchtigen Wäscheschrank platziert und fein säuberlich in einen Bettbezug gehüllt, ein altes Einrad.
Die Beschäftigung mit dem Fund ist ein Stück Trauerarbeit und weckt die Hoffnung, über das Rad und seine Geschichte dem Leben der Großmutter weiterhin nahe zu sein. Aber alle Bemühungen bleiben vorerst ohne Erfolg. Ein Zufall hilft. Bei einem Kurzurlaub an der Ostsee begegnet Annelie schließlich einem ehemaligen Einradfahrer des örtlichen Sportvereins. Sein Name ist Henning Voigt, und dieser macht sie mit seiner früheren Trainerin bekannt, die letztlich den Schlüssel liefert, der die bisher fest verschlossene Tür in die Vergangenheit doch noch zu öffnen vermag. Sie hilft ihr, auf die Tochter des Mannes zu treffen, dessen Name auf dem Rad verewigt ist.
Letztlich überlässt sie ihr einige der Tagebücher, die ihr Vater ein Leben lang geschrieben hat.
Diese führen ins Jena der 1920er und 1930er Jahre kurz vor Machtübernahme der Nationalsozialisten und zu einem kleinen Jungen namens Claas Cramer, der Name, den Annelie eingraviert auf der Gabel des Einrades gefunden hatte…