Jak und Jo
Theodor Ertel
Jak, ein perfektionistischer Turmuhrrestaurator und introvertierter Single, erhält den Auftrag, die seit längerem stillstehende Turmuhr der Großstadt zu restaurieren. Leidenschaftlich kümmert er sich um die »dicke Marie«, der er tagsüber seine ganze Liebe gibt. Zu seiner allabendlichen Passion gehört es, kurze Geschichten zu schreiben, die er in seiner Souterrainwohnung in Flaschen verschließt. Es sind anfangs erfundene, harmlose Episoden aus dem Leben der anonymen Städter. Die Schreiblust wird durch Kleinigkeiten – Jak nennt sie »Objekte« – ausgelöst, die der Zufall ihm am Tage zuspielt. Scheinbar achtlos weggeworfene Nichtigkeiten wie Bonbonpapierchen, Haarklammern, Fahrscheine. Sein engster Freund ist Maxim mit Down-Syndrom, der Jaks Welt auf scheinbar naive Weise hinterfragt. In diese Welt gehört auch Franzi. Sie unterhält ein eigentümliches Kaffeehaus unweit der Kirchturmuhr und ist bekannt für den besten Kaffee der Stadt. Jak liebt dieses wunderbare Getränk, das die Menschen für einen Augenblick aus der Hektik des Tages reißt.
Es ist Dezember und die Kälte treibt Stammgäste – Künstler, Philosophen, Marktfrauen – wie auch fremde Städter in das Café. So auch Jo. Sie ist jung, hübsch und ihre zauberhaft grünen Augen reißen Jak aus seinem zufriedenen, geordneten Leben. Die zurückhaltende Liebe zu ihr löst mehr und mehr sein gewohntes Lebensmuster auf. Jo trennt sich von ihrem Geliebten Marten, der als gescheiterter und hoch verschuldeter Unternehmer in die Abhängigkeit der Unterwelt geraten ist. Als Zuhälter und Drogendealer muss er den Bossen seine Loyalität beweisen. Mit Gewalt zwingt er Jo zur Prostitution. Durch einen »Zufall« begegnet sie Jak und vertraut sich ihm an. Sehr bald bekommt auch Jak Martens Brutalität zu spüren.