Reconstructing Pharaonic Architecture in Nubia: The Case Study of SAV1, Sai Island
Ingrid Adenstedt, Manfred Bietak
Neue Feldarbeiten in ägyptischen Siedlungen in Obernubien (heutiger Nordsudan) – allen voran Amara-West, Sesebi und auf der Insel Sai – zielen darauf ab, unser fragmentarisches Wissen zur Stadt- und Bevölkerungsstruktur sowie der materiellen Kultur dieses Gebietes während des Neuen Reiches zu verbessern. In der vorliegenden Publikation stehen die Ergebnisse der bauforscherischen Tätigkeiten auf der Insel Sai im Vordergrund, die im Rahmen des seit 2012 laufenden START- und ERC-Projektes „AcrossBorders“ unter der Leitung von Julia Budka durchgeführt wurden.
Die orthogonal angelegte Stadt auf Sai wurde in Ausschnitten in den 1950er und 1970er Jahren durch eine französische Mission freigelegt, wobei sich die Arbeiten auf das südliche Stadtgebiet, SAV1 genannt, konzentrierten. Dabei zeichneten sich innerhalb der Stadtmauer verschiedene Viertel ab, die als klassische Struktur in ägyptischen Festungsstädten des Neuen Reiches in Nubien gelten: Neben einem Sandsteintempel fanden sich hier mehrere Vorratsgebäude, Wohnhäuser und eine sogenannte Gouverneursresidenz, die allesamt der 18. Dynastie zugeordnet werden können. Das Areal zeigt eine rasterartige Strukturierung, wie sie für geplante ägyptische Städte kennzeichnend ist.