Caspar Brülow (1585-1627) und das Straßburger Akademietheater
Lutherische Konfessionalisierung und zeitgenössische Dramatik im akademischen und reichsstädtischen Umfeld
Michael Hanstein
An nur wenigen Orten Deutschlands blühte die Theaterkultur der Frühen Neuzeit wie an der Straßburger Akademie unter der Ägide des Caspar Brülow (1585–1627). Diese erste ausführliche Monographie über den Dramatiker schließt eine umfassende Werkbibliographie sowie eine Rekonstruktion der Vita des Dichters inklusive seiner sozialen Vernetzung mit dem Bürgertum, lutherischen Klerus und pommerschen Landsmännern in Straßburg mit ein. Ausführliche Einzelinterpretationen seiner Werke analysieren stoff- und motivgeschichtliche Zusammenhänge und intertextuelle Beziehungen zu antiken Dichtern wie Seneca, Vergil oder Horaz sowie frühneuzeitlichen Poeten wie Georg Sabinus, George Buchanan oder Nicodemus Frischlin. Erstmals wird auch die soziodidakische Funktionalisierung von Brülows Œuvre anhand seiner diskursiven Berührungen mit der lutherischen Dogmatik, dem akademischen Curriculum und reichsstädtischen Umfeld nachgewiesen. Brülows Dramen stellen ein bislang ungewürdigtes Bindeglied in der Gattungsgeschichte vom terentianisch-plautinischen Schuldrama des 16. Jahrhunderts zu den Haupt- und Staatsaktionen des schlesischen Kunstdramas dar.