Suche nach Identität
Das »Eigene« und das »Andere« in Romanen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit
Monika Schausten
Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Vers- und Prosaromane entwickeln ihr Erzählen, indem sie auf bekannte Erzählmuster höfischer Literatur zurückgreifen und das Schema der Brautwerbung mit Herkunftsgeschichten ihrer adeligen Protagonisten verbinden. Die formal wie inhaltlich sehr unterschiedlichen Texte erzählen stets vom Eintritt ihrer Helden in »andere« Welten und von ihrer dortigen Begegnung mit einer »fremden« höfischen Dame. Die »Eroberung« von Raum und höfischer Dame wird den Protagonisten dabei zur entscheidenden Aufgabe. Denn erst sie ermöglicht die Vervollkommnung einer immer sozial bestimmten, meist adeligen Herrscheridentität und -geschichte. Im Rückgriff auf gendertheoretische und kulturwissenschaftliche Ansätze modernen Differenzdenkens entfaltet das Buch an einer Beispielreihe, die von Johanns von Würzburg »Wilhelm von Österreich« (1314) bis zum »Fortunatus«-Roman der Zeit um 1500 reicht, das große Spektrum, das die Romane in Bezug auf ihr Erzählen von Identität repräsentieren.