Professionswissen über Unterstufenschüler in der DDR
Untersuchung der Lehrerzeitschrift "Die Unterstufe" im Zeitraum 1954 bis 1964
Michaela Vogt
Historisch wie aktuell besitzt die Primarschulpädagogik – aber nicht nur sie – mit der Berufung auf das „Kind“ eine wirkungsmächtige Argumentationsfigur. Sie wird von Primarschullehrkräften in positiver wie negativer Konnotation beansprucht, um berufsethische Haltungen, pädagogisch-didaktische Grundsätze sowie unterrichtsinhaltliche und -methodische Entscheidungen zu legitimieren.
Anknüpfend an die Zentralität der Argumentationsfigur „Kind“ in pädagogischen Kontexten befasst sich die vorliegende historische Studie unter Konzentration auf die DDR mit Wissensvorräten über Unterstufenschüler,
die über die Zeitschrift „Die Unterstufe“ in den 1950er bis 1960er Jahren an die Profession vermittelt wurden. Unter Einsatz der Historisch-kontextualisierenden Inhaltsanalyse erhebt die Untersuchung hierfür die in der
analysierten Lehrerzeitschrift dominierende „langue“ in ihrem diachronen Wandel und bringt sie zudem in einen Gesamtzusammenhang mit zeitgenössischen kontextualen Ereignissen und Publikationen. Hierbei
manifestiert sich die „langue“ zum einen in Veränderungen innerhalb der drei Perspektiven auf Schüler als gesellschaftsorientiert Agierende, schulleistungsbezogen Lernende und aktiv Spielende und zum anderen
im wechselnden Verhältnis zwischen diesen drei Rollen.