Adipositas-Therapie bei übergewichtigen Kindern
Vergleich zwischen einer multimodalen verhaltenstherapeutisch orientierten Gruppentherapie und einer inhaltlich identischen Familientherapie mit zusätzlichen systemischen Komponenten
Sonja Lehrke
Die Zahl übergewichtiger Kinder ist in den letzten Jahren rapide angestiegen. In Anbetracht der vielfältigen medizinischen und psychosozialen Folgebelastungen der Adipositas, des ungünstigen Verlaufs sowie der geringen Effektivität von therapeutischen Maßnahmen im Erwachsenenalter besteht eine dringende Notwendigkeit für möglichst frühzeitig einsetzende effektive Interventionen. Gute Erfolge wurden mit Hilfe von Verhaltenstherapie in Kombination mit Ernährungsmanagement und Sport erzielt. In einer Vielzahl von Untersuchungen wurde zudem nachgewiesen, dass sich die Einbeziehung der Eltern in die Therapie (v.a. langfristig) positiv auf die Effekte auswirken kann. Das derzeitige Forschungsinteresse richtet sich auf die Frage, welche spezifischen Formen der Elternteilnahme einen positiven Einfluss auf die Therapieeffekte haben könnten. Das Buch liefert einen umfassenden Überblick über die Themen Übergewicht und Adipositas sowie über Therapiemöglichkeiten. Sehr ausführlich wird auf die psychologischen, psychosozialen und biologischen Entstehungsbedingungen eingegangen, die in einem neuartigen Biopsychosozialen Modell zusammengefasst werden. Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Darstellung gängiger Behandlungsmethoden und ihrer Effektivität dar. Im Anschluss daran wird eine groß angelegte Studie zur Therapie übergewichtiger Kinder vorgestellt. Es handelt sich um den innovativen Versuch, ein multimodales verhaltenstherapeutisches Therapieprogramm mit systemischen Therapiebausteinen zu kombinieren. Gegenstand der Untersuchung war der Vergleich zwischen einer herkömmlichen multimodalen verhaltenstherapeutisch orientierten Gruppentherapie und einer inhaltlich identischen Familientherapie, die zusätzlich systemische Komponenten enthielt. Erfolgskriterien waren – neben einer Veränderung des Gewichtsstatus – Verbesserungen des Ess- und Aktivitätsverhaltens, des Selbstwerts sowie der familiären Kommunikationsmuster. Die kurz- und längerfristigen Ergebnisse der Studie werden ausführlich und anschaulich präsentiert sowie kritisch diskutiert.