Die Störung
Tonstück und Texte zur Anti-AKW-Bewegung
Ursi A Aeschbacher, Walter Moßmann, Cornelius Schwehr
Der erste Text im Band (Die Bevölkerung ist hellwach) „. gibt ein breit gefächertes, anschauliches Bild der heftigen Ereignisse am Kaiserstuhl von 1973 bis zur Bauplatzbesetzung durch die Kaiserstühler (in Wyhl, wo ein Atomkraftwerk gebaut werden sollte, d.V.), Februar 1974. Die Bürgerinitiativen erscheinen hier, gegen linke und rechte Legendenbildung, als ein höchst vielfältiges, oft labiles Konglomerat unterschiedlichster Personen, Lebensschicksale, Interessen. Sensibel und genau, subjektiv und mit Selbstdistanz berichtet Moßmann von Konflikten und von Lernprozessen zwischen Männern und Frauen, ortsansässigen Weinbauern und Freiburger Studierenden. Und er schildert, wie eine bodenständige, brave, CDU-treue Landbevölkerung durch die Arroganz von Regierungs- und Industrievertretern in den Widerstand und bis zur offenen Gewaltbereitschaft getrieben wurde. Ein Schulbeispiel für die Entstehung eines harten Konflikts zwischen Staat und einer sich ihrer selbst bewusst werdenden Zivilgesellschaft. Ein ähnlich gewichtiger Text beschließt den Band. Er handelt von den Schändungen des jüdischen Friedhofs in Ihringen 1990/1991. Auch hier schreibt Moßmann. mit geduldiger, sensibler Recherche, gründlichem historischem Wissen und in einer Sprache, die mit ihrer Mischung von politischer Schärfe und wendungsreicher Lebendigkeit an Heines Prosa erinnert. ‚Dreyeckland‘ (ein anderer Text im Band, d.V.) verbindet eindrückliche Bilder aus der Drei-Länder-Geschichte von unten und ‚Die Störung‘ präsentiert das Textmaterial zu einem poetischdichten Gang in die Rheinauen als Streifzug durch die widersprüchlichen Ebenen heutiger Naturerfahrung: ‚Natur‘ als kulturelles Konstrukt; Natur als poetisches Motiv und als Ware; die NS-Wurzeln der Ökologiebewegung; die Zwiespältigkeiten des Naturschutzes. eine Rhapsodie über die gefährlich falsche Authentizität in unseren Vorstellungen von ‚Natur‘.
Cornelius Schwehrs Tonmaterial begleitet und kontrastiert die dicht montierten Bilder und Sprachformeln mit einer eigenen Klangsprache.“ Hans Peter Herrmann, Badische Zeitung