Die schwäbische Insel
Das fromme Zucht-Haus Württemberg - Geschichten zur Geschichte
Hans D Frauer
Die Reformation kam 1534 nach Württemberg. Das arme, abgelegene Land wurde im Sinne des neuen Glaubens so durchgreifend umgestaltet, dass es zum führenden evangelischen Staat aufstieg. Seine Pfarrerschaft galt als die beste im Reich. Damit jeder die Bibel selbst lesen konnte, wurde ein Bildungssystem eingeführt, das die Weichen für Württemberg als Land der Dichter und Denker stellte.
Nach dem 30-jährigen Krieg schuf geistliche und weltliche Obrigkeit die „schwäbische Insel Württemberg“ neu. Was mit der Schulpflicht für alle Kinder gut begann, endete in einem Wust von Vorschriften, mit denen man das Privatleben der Bürger gängelte. Alles, was irgendwie auffiel, wurde gerügt: das Fernbleiben vom Gottesdienst, die Sonntagsentheiligung, das Tanzen, der Wirtshausbesuch, der Streit in Familie oder Nachbarschaft. Und diese 250 Jahre intensiver Überwachung haben den schwäbischen Volkscharakter hervorgebracht: Schaffen, zufrieden sein und sich nichts gönnen.
Diese hochinteressante Reise in die Geschichte zeigt in beispielhafter Weise, wie sich Glaube und Politik in unserem Land gegenseitig beeinflusst haben und was die vielfach diskutierte Kultur des christlichen Abendlandes ausmacht und geformt hat.