Absolute Philosophie oder Dialektik ?
Zum Streit um den Neuplatonismus.
Jürgen-Eckardt Pleines
Mit Plotin wurde im Abendland eine Art des Philosophierens entwickelt, deren Name Programm sein sollte: Neuplatonismus. Nach dem vermeintlichen Muster Platos sollte das Wissen auf ein einheitliches Prinzip zurückgeführt werden, das letztlich „unsagbar“ bliebe. Einheitsbestrebungen von dieser Art stehen sowohl exegetische als auch systematische Bedenken entgegen. Hegel warf schließlich dem Neuplatonismus unter Hinweis auf Plotin vor, er habe den Menschen zur „Amphibie“ gemacht, wonach er in zwei Welten zu leben habe, die einander widersprechen würden. In diesem Hin und Her würde das Bewußtsein zerrissen und keine Ruhe finden, es wäre im tieferen Sinne niemals bei sich. Der Autor plädiert für die uneingeschränkte Bedeutung der Dialektik innerhalb der Philosophie und entzieht damit dem Einheitsdenken den Boden im begrifflich artikulierten Wissen.
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In the west Plotinus developed a school of philosophy with a programmatic name: Neo-Platonism. Based on what was assumed to be Plato’s model, knowledge was to be traced back to a unifying principle which would ultimately remain “indescribable”. Similar attempts to find unity stand in opposition to exegetical and systematic considerations. Hegel ultimately accused Neo-Platonism of making man into an “amphibian”, having to live in two contradictory worlds. With this toing and froing consciousness would be broken and would find no rest, never being truly at rest with itself in a deep sense. The author argues for the unqualified significance of dialectics within philosophy and thus pulls the ground from beneath the ideas of unity in conceptually articulated knowledge.