Aktuelle Bestandsaufnahme der chinesischen Sprache und Kultur in Kuba
Stefan Mangold
Von 1847 bis 1874 wurden bis zu 150.000 chinesische Vertragsarbeiter nach Kuba gebracht, später kam es noch zu weiteren kleineren Immigrationswellen. Lange Zeit war die chinesische Gemeinschaft Kubas eine der größten in ganz Lateinamerika, in den 1960er Jahren kam es zu einer Dezimierung im Zuge einer durch die Reformen Castros motivierten umfangreichen Emigration von Mitgliedern der chinesischen Gemeinschaft. Das kulturelle Leben der chinesischen Gemeinschaft litt sehr unter diesen Veränderungen, erst in den 1990ern formierte sich eine Bewegung zur Revitalisierung der kulturellen Projektion und der Chinatown in Havanna. Das vorliegende Buch beleuchtet diese jüngste Revitalisierung und zeichnet ein aktuelles Bild des linguistischen und kulturellen Status Quo der chinesischen Gemeinschaft in Kuba. Hierfür wird nach einer Einbettung in den historischen, theoretischen und methodischen Rahmen eine ausführliche Analyse der kulturellen Eigendefinition, der kulturellen Projektion, der Sprachkompetenz und der Sprachperformanz der untersuchten Gruppe vorgenommen. Weiters werden die Charakteristika der Transmission von Kultur und Sprache im untersuchten Kontext abgehandelt und die sich auf den Spracherhalt bzw. die Sprachverdrängung auswirkenden Faktoren herausgearbeitet. Als Quellen dienten neben der in Wien, Havanna, Peking und Shanghai recherchierten Literatur vor allem die Analyse und Interpretation von in Kuba (Havanna und Santiago de Cuba) mit Mitgliedern der chinesischen Gemeinschaft geführten Interviews und die durch teilnehmende Beobachtungen gewonnenen Daten. Zur Vertiefung des historischen, ethnologischen, linguistischen und institutionellen Hintergrundwissens fanden zusätzlich Interviews mit jeweiligen Experten statt.