Alchemie
Opus 6
Leonid Šejka, Peter Urban
Im Werk des Schriftstellers Danilo Kis erscheint mehrmals ein Name, der in Deutschland kaum jemandem etwas sagt: der Name Leonid Sejka, eines Belgrader Malers, den Kis zu den Höhepunkten nicht nur der serbischen, sondern der europäischen Malerei zählt. Und zweifellos gehört Sejka (1932-1970) zu den Visionären und Suchern nach einer poetischen Synthese, die nicht in der malerischen Abstraktion bestehen sollte, sondern in einer neuen Ganzheitlichkeit im Gegenständlichen. Der Dichter Kis wie der Maler Sejka – die beide Mitte der 50er Jahre begannen unter dem Eindruck der Bombenkrater des Krieges, befreiter KZs und der atomaren Mondlandschaften, aber auch der Müllhalden der modernen Wegwerfgesellschaften – faszinierten die Resultate der Zerstörung: das Weggeworfene, unbrauchbar Gewordene, Vergessene, das die Menschheit bestenfalls in Museen und Bibliotheken verwahrt. Auf dem Schrottplatz, dem Müllhaufen (dem Kis auch ein wunderbares Gedicht gewidmet hat) fand Leonid Sejka »bei einem Versuch, aus der modernen Kunst auszuwandern« den geeigneten Ort für seine Suche nach einer eigenen integralen Synthese des Bildlichen. Das Buch enthält Abbildungen seiner Werke, Photographien und ausgewählte, bisher in deutscher Sprache nicht publizierte Texte. Außerdem sind biografische und bibliografische Angaben zu Sejkas Leben und Werk zu finden, nebst zwei unveröffentlichten Texten von Danilo Kis zum Andenken an den Malerfreund und ein Leonid Sejka gewidmeter Gedichtzyklus der kroatischen Dichterin Marija Cudina. Aus dem Serbischen übersetzt und mit einem Nachwort von Peter Urban (aus dem material-verlag Katalog 1997)