Aufbau und Komponenten der umbrischen Ritualbeschreibungen: die Iguvinischen Tafeln II, III und IV
Emmanuel Dupraz
Die Iguvinischen Tafeln sind das längste schriftliche Zeugnis der altumbrischen Sprache. Es handelt sich um sieben bronzene Tafeln, auf denen ungefähr zwischen dem Ende des 3. und dem Ende des 2. Jahrhunderts vor Chr. mehrere Texte eingeritzt wurden. Dieses sehr umfangreiche Korpus enthält detaillierte Ritualbeschreibungen sowie Regelungen für das öffentliche Priesterkollegium, das für die Ausführung der Rituale zuständig war. Die vorliegende Monographie befasst sich mit dem Aufbau von vier dieser Rituale aus religionsgeschichtlicher Sicht und mit der Vertextlichung der zeremoniellen Vorgänge aus sprachwissenschaftlicher Sicht. Hierbei wird der Versuch unternommen, das meta-rituelle Gedankengut der Spezialisten zu erörtern, die für die Gestaltung der Rituale und der entsprechenden Texte verantwortlich waren. Ziel der Untersuchung ist es zum einen, den tatsächlichen Ablauf der Rituale zu erschließen und der Vergleichsbasis der römischen Opferrituale entgegenzusetzen, und zum anderen, die terminologischen und redaktionellen Entscheidungen, die bei der Abfassung der betreffenden Ritualbeschreibungen getroffen wurden, anhand textlinguistischer Methoden zu rekonstruieren.