Barrabas von Steffen,  Albert

Barrabas

Drama

„Barrabas ist ein Typus, der noch heute lebt. Ich suchte ihn zu individualisieren und in das Mittelpunktsgeschehen der Menschheit und der Erde einzubeziehen.“ (Steffen im Begleittext zur Veröffentlichung des Dramas Ostern 1949).
„Ist es möglich, das Christus-Mysterium auf die Bühne zu bringen? Hebbel beschäftigte sich noch in seiner Sterbestunde damit und betrachtete alle seine Dramen nur als Vorstufen. Warum hinterließ er nur ein kleines Christus-Fragment? Weil, wie Steffen in einer dramaturgischen Betrachtung nachwies, das Christus-Ereignis keinen Stoff für eine Tragödie bilden kann. ‚Es gibt wohl eine Judas-Tragödie‘, schreibt er, ‚aber niemals eine Christus-Tragödie, weil Christus keine Schuld hat, sondern Schuld aufhebt. Das Mysterium von Golgatha ist ein Geschehen, das der Tragödie entgegenwirkt und sie aus der Welt schafft. Es kann nur als Handlung aus dem Übersinnlichen heraus dargestellt werden‘. Man kann aber, wie es im Barrabas-Drama geschieht, seine Spiegelung an den Beteiligten offenbar werden lassen.
. Die Handlung geht davon aus, daß der Herodianer Barrabas ein von Pilatus zur Verehrung öffentlich ausgestelltes Bild des Cäsars bespien und einen ihn zurechtweisenden römischen Soldaten in der Wut erstochen hat. Er will das Römerjoch durch Revolution abschütteln. Der Tod des Einzelnen gilt ihm nichts, auch nicht der eigene. Nach seiner Ansicht ist nur die Gattung, das Volk unsterblich. Er steht als Typus des modernen, mitleidslosen, totalen Nihilisten. Weil er sich zum Retter des heiligen Volkes bestimmt fühlt, sind ihm alle Mittel recht. Nach seiner Freilassung spielt er die Parteien, Pilatus, Herodes, die Hohenpriester, je nach der Lage, gegeneinander aus. Er ist seiner Sache völlig sicher. und gewinnt die einander feindlich Gesinnten, Herodes und Pilatus, zu Freunden. Sein trotziges Wort an die Hohenpriester steht wie ein Gericht über unserer heutigen Zeit: ‚Das Volk steht hinter mir. Nicht Christus, rief es, sondern Barrabas, und ewig wird es rufen, Barrabas.‘
. Der Menschenmörder Barrabas steht bald auf der Seite des Gottesmörders Judas, der sich zur Sühne selbst vernichtet, bald auf der Seite des Richters Pilatus, der durch sein Schwanken zwischen Einsicht und Kalkül ins Unrecht abgleitet. Anders als Claudia, die als Gattin des Pilatus zur Jüngerin wurde und nach dem Urteil diesen verläßt, will Seraphita, die junge Frau des Barrabas, ihrem Manne treu bleiben, seine Schuld auf sich nehmen und für ihn sühnen. Sie gehört zu jenen wundersamen, erlösenden Frauengestalten, wie sie Steffen mehrfach in seinen Werken hervorgebracht hat, würdig der Christine im ‚Viergetier‘ und der Ennoia in den ‚Märtyrern‘. Die innere Not, in welche sie als Jüngerin Christi und als treue Gattin des Barrabas gerät, ist ein tragisches Motiv von erschütternder Größe.
Was Hebbel erstrebte: eine Synthese von sozialem, historischem und metaphysischem Drama, ist in Steffens ‚Barrabas‘ verwirklicht. Die alte Tragödie, in der noch das Vergeltungsgesetz des Moses herrscht, wird abgelöst durch das neue Mysterienspiel, in welchem Christus die Schicksale ins Gute wendet.“ (Dr. Friedrich Behrmann in „Die Tat“, Zürich, 22.Februar, 1954, Nr. 52). Vgl. dazu „Hinweise und Studien um Lebenswerk von Albert Steffen“, Heft 7, passim. (Hrsg. von der Albert Steffen Stiftung im Verlag für Schöne Wissenschaften).

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