Bilder des Fremden
Romantische Kunst und Erziehungskultur Zur Genese der Struktureigenschaften künstlerischen und pädagogischen Handelns
Arno Combe
Die romantische Kunst entdeckt das Fremde. Dieser Schock der Fremdheit zur Welt sollte nicht vorschnell versöhnt werden. Werkanalysen aus Musik und Lyrik verdeutlichen, daß der im künstlerischen Handeln verkörperte Erfahrungsbegriff – der Erfahrungserweiterung in noch fremde und unbekannte Bereiche und Bezirke – jenen romantischen Impuls darstellt, der in der ganzen westlichen Zivilisation tief nachwirkte und nachwirkt.Jene bestürzende und zur Zukunft hin offene Potentialität des Menschen, die die romantische Kunst inmitten aller gesellschaftlichen Determination – durch die sinnliche Konkretion von Erfahrungskrisen – immer wieder neu freilegte, war auch für die Schul- und Reformpädagogik bis heute von besonderer Anziehungskraft. Aber kann die Kunst als Paradigma für das pädagogische Handeln dienen? Die hier ins Spiel gebrachten hermeneutischen Fallrekonstruktionen aus der Sozialgeschichte der Schule und des Unterrichts verstehen sich auch als Beitrag zur Entzauberung einer pseudowissenschaftlichen Rationalisierung, die das schulische Lehren und Lernen inzwischen eher verstört hat, als reflektiertes und kreatives Handeln zu ermöglichen. Dennoch weisen genauere Analysen auf lange verschüttete „charismatische Ursprünge“ pädagogischen Handelns zurück.