Bismarcks Pressepolitik in der bulgarischen Krise und der Zusammenbruch seiner Regierungspresse (1885-1890)
Helma Hink
Otto Groth, der Altmeister der deutschen Publizistik, hat 1929 erklärt, in den späten Regierungsjahren Bismarcks habe dessen Arbeit mit der Presse nachgelassen. Am Beispiel der bulgarischen Krise von 1886/87 lässt sich nachweisen, dass das Gegenteil der Fall ist. Getragen von der permanenten Furcht, parlamentarische und publizistische Gegner des Dreikaiserabkommens könnten das europäische Einvernehmen zerstören, wird Bismarck nicht nur diplomatisch aktiv, sondern schreibt den Berliner offiziellen Zeitungen unter taktisch wechselnden Gesichtspunkten Stellungsnahmen vor. Jedoch muss der Kanzler schliesslich hinnehmen, dass sich die Blätter seinen Direktiven entziehen.