Blickpunkt Tapentadol
Ralf Baron, Julia Forstenpointner, Moritz Grosskopf, Jan Otto
Tapentadol, ein Molekül mit zwei synergistischen Wirkmechanismen,
stellt die erste Neuentwicklung im Bereich zentral
wirksamer Analgetika seit 25 Jahren dar.
Zum einen wirkt Tapentadol nach dem klassischen Opioid-Prinzip,
nämlich als μ-Rezeptor-Agonist (MOR) sowohl prä- als auch postsynaptisch.
Damit hemmt es die Schmerzweiterleitung, den nozizeptiven
Schmerz. Gleichzeitig inhibiert es über den präsynaptischen
α2-Rezeptor die Wiederaufnahme von Noradrenalin (NRI)
aus dem synaptischen Spalt, das somit ausgeprägter wirken kann.
Letztere Komponente trägt vor allem zur Linderung chronisch neuropathischer
Schmerzen bei.
Das Analgetikum Tapentadol retard (Tapentadol als Retardtablette)
ist seit 2010 im Markt verfügbar. Es ist für die Behandlung von starken
chronischen Schmerzen bei Erwachsenen zugelassen, die nur
mit Opioidanalgetika angemessen behandelt werden können.
Der vorliegende Blickpunkt, mit Fokus auf die retadierte Form von
Tapentadol, nimmt zunächst auf den Schmerz als multidimensionales
Phänomen und dessen Komplexität Bezug. Anschließend wird
anhand des Entwicklungsprogramms der retardierten Form von
Tapentadol gezeigt, dass die theoretischen Konzepte tatsächlich in klinischen
Studien untermauert werden können. Weiterhin werden
aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Schmerzchronifizierung
aus biopsychosozialer Perspektive zusammengefasst und mögliche
Einflüsse einer Therapie mit Tapentadol auf Entwicklung und
Progredienz einer Schmerzchronifizierung dargestellt.