Carmen und Cherubino
Eine Liebesgeschichte aus der Welt der Oper
Ursula Gerster
Ich wollte alles vergessen, die erlebte Liebe und die unerfüllte. Wie Odysseus, der nach vielen Irrfahrten endlich sein Ziel erreichte und zur Ruhe kam, fand ich zurück auf die Insel. Aber es gelang mir nicht, alles zu vergessen. In langen einsamen Nächten träumte ich von Dir, davon, wie wir beide auf dieser Insel lebten. In dem weißen Haus, in Licht und Wärme, ohne Sorgen um die Zukunft. Vor allem aber ohne Angst, dass unsere Liebe jemals von außen gefährdet sein würde. So wir beide uns jetzt hier lieben. Die Liebe unterscheidet nicht zwischen Mann und Frau. Es zählt allein die Liebe, die man schenkt und die vom geliebten Menschen zurückkommt. Meine Fantasien nahmen kein Ende, gingen ins Uferlose. Um sie festzuhalten, schrieb ich sie auf. Es wurde ein Buch daraus, in dem wir mit unserer Liebe leben. Solange es Bücher gibt und Leser. Eines Tages wird jemand dieses Buch aufschlagen, darin blättern und lesen, nur ein paar Worte erst, dann weitere. So werden wir in immer anderen Fantasien wieder lebendig. Buchstaben werden sich in Träume verwandeln, in die Träume von Carmen und Cherubino.
