Dogmatische Körper – Perfide Schönheitsdiktate von Wolbert,  Klaus

Dogmatische Körper – Perfide Schönheitsdiktate

Bedeutungsprofile der programmatischen Aktplastik im Dritten Reich

In den öffentlichen Repräsentationsbauten, mit denen die NSDAP ihre Macht möglichst eindrucksvoll in Szene setzen wollte, war der Bildhauerei neben der Architektur eine maßgebliche Mitwirkung zugedacht. Die Beiträge von Bildhauern bestanden dabei darin, solchen Fiktionen eine körperliche Präsenz zu verleihen, die in der rassentheoretischen Ideenwelt der NSDAP imaginär präfi guriert waren. Die Ergebnisse, welche die Bildhauer lieferten, korrelierten dann so überzeugend mit den grassierenden rassistischen Erwartungen, dass sie im NS-Staat als gelungene Beispiele für die Identität arischer Rassentypen frenetisch gefeiert wurden. Die physischen Merkmale, die diese Prototypen arischer „Edelmenschen“ auszeichneten, zeigten sich nicht nur in optimierten Körperbildungen, sondern auch in dem befremdlichen Faktum, dass alle diese plastischen Figuren ausnahmslos nackt auftraten. Nacktheit war der prinzipielle Erscheinungsmodus von künstlerischen NS-Gestalten. „Schönheit“ aber war im Dritten Reich mehr als ein Wort, in ihr artikulierte sich nicht allein eine
doktrinäre rassistische Maxime, das Primat der „Schönheit“ sollte auch den Effekt haben, auf den NS-Staat
zurückzustrahlen, um diesen als Bewahrer des „Schönen“ und als Garanten des Geordneten und Harmonischen
erscheinen zu lassen. Innerhalb des programmatischen Denkens der NS-Ideologen hatte die „Schönheit“ allerdings eine fatale Konnotation, denn das Faszinosum des „Schönen“ in „klassischer“ Mimikry sollte primär eine dissoziierende Wirkung entfalten, das heißt, sie sollte jene Körperbildungen deklassieren, die angeblich der Norm einer elaborierten „Schönheit“ nicht adäquat waren. In Bezug auf die nackten Figuren der Bildhauer hieß dies, dass diese in ihrer wahren Bestimmung als Referenzfi guren für den Kanon einer körperlichen „Schönheit“ fungierten, dessen rigider Auslesezwang alle jene Menschen ästhetisch disqualifizierte, die als nicht gleichwertig „rassenrein“ und „schön“ klassifiziert wurden. Menschen dieser Spezies waren jene, gegen die sich die Aversionen der NS-Schergen von Beginn an entluden, es waren ihre politischen Gegner sowie diejenigen, welche von ihnen als „rassisch minderwertig“ stigmatisiert wurden. Dazu kamen jene, die auch infolge von Mängeln ihres Körperzustandes zu den ethnisch „Verachteten“, zu den sozial „Miserablen“, zu den physisch oder geistig „Behinderten“ oder zu den sexual „Abnormalen“ gerechnet wurden. Sie wurden als „hässliche“ und letztlich „lebensunwerte“ Kreaturen diskreditiert sowie in großer Zahl interniert und tödlich bedroht. An welche Vorbedingungen die Nationalsozialisten in ihrer Programmatik anschließen konnten, und wie die politische Funktionalisierung des Attraktionswertes nackter Körper in der NS-Plastik zu deuten ist, dies wird vom Autor ebenso eingehend problematisiert, wie die Frage, inwieweit auch die NS-Bildhauer mit ihren Schöpfungen in jenes körpervernichtende Unheil involviert waren, das in den kriegerischen und rassistischen Exzessen der Nationalsozialisten kulminierte. Zu allen diesen Aspekten legt der Autor in interdisziplinären Thematisierungen fundierte Erklärungen vor.

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