Debatten zwischen Staaten
Eine Argumentationstheorie internationaler Systemkonflikte
Frank Schimmelfennig
1.1. Die theoretische Herausforderung der Osteuropäischen Revolution: Anlaß und Ziele der Untersuchung In den Staaten Osteuropas setzte 1989 ein Systemwandel ein, der die kom munistischen Parteien ihres Herrschaftsmonopols beraubte und eine Trans formation der sozialistischen Gesellschaftsordnungen auslöste. Er orientierte sich an den Grundwerten der liberalen Demokratie: „Rechtsstaatlichkeit“und „Demokratie“, „Marktwirtschaft“ und „Privateigentum“. Im Gefolge dieser Veränderungen lösten sich der „Ostblock“, der europäische Systemgegensatz zwischen Kommunismus und liberaler Demokratie und damit der Ost-West Konflikt als zentrale Konfliktformationdes internationalen Systems auf. 1991 fiel schließlich die vormalige „Supermacht“ Sowjetunion selbst den Zerfalls prozessen zum Opfer, die der Systemwandel im kommunistischen Imperium verursacht hatte. Ähnlich wie 200 Jahre zuvor die Französische Revolution markierte diese Osteuropäische Revolution schon im Bewußtsein der Zeitgenossen einen Wendepunkt der europäischen Geschichte. Wie ,,1789″ wurde auch die Jahreszahl ,,1989″ zum Symbol einer tiefgreifenden geschichtlichen Umwäl zung. „Ende der Nachkriegszeit“, „Ende des Kalten Krieges“, „Ende des Kommunismus“, „Ende des Ost-West-Konflikts“, „Ende der Utopie“, „Ende der Geschichte“ – so und ähnlich lauteten die stets dem gleichen Muster folgenden Versuche, den Wendepunkt auf den Begriff zu bringen.! Diese historische Bedeutung macht die Osteuropäische Revolution zu einem erst rangigen Forschungsobjekt der Sozialwissenschaften.