Demokratie in der Kleinstadt
Eine empirische Studie zur Motivation lokalpolitischen Handelns
Hans-Joachim Schubert
Diese Studie stellt die zeitdiagnostische Frage nach dem „Stand der Demokratie“ in der Kleinstadt. Antworten darauf werden am Fall der Stadt Luchow (10.500 Einwohner) in Brandenburg gesucht. Das Ergebnis der empirischen Rekonstruktion ist, dass es in der Lokalpolitik nicht allein um „strategische Macht“ geht, denn neben Interessen sind auch soziale Normen, kulturelle Werte, kommunikative Ansprüche und kreative Identitätsbedürfnisse von großer Bedeutung für die Motivation und Ordnung lokalpolitischen Handelns. Im Anschluss an die empirische Analyse werden deshalb diese fünf soziologischen Handlungsbegriffe theoretisch charakterisiert und entlang ihrer analytischen „Reichweite“ oder „Erklärungskraft“ typologisiert. Anwendung findet diese neue Handlungstypologie daraufhin sowohl bei der Beschreibung des lokalen Zusammenhangs von Politik, Ökonomie, Staat und Zivilgesellschaft als auch bei der Beantwortung der normativen Frage nach dem Stand der Demokratie. Die Maßstäbe dafür liefern die Ideen der „ökonomischen“, „normativistischen“, „kommunitaristischen“, „deliberativen“ und „reflexiven“ oder „dialogischen“ Demokratietheorien.