Der Erfurter Amoklauf in der Presse
Unerklärlichkeit und die Macht der Erklärung: Eine Diskursanalyse anhand zweier ausgewählter Beispiele
Christof Beyer
„Normalität“ ist eine zentrale Kategorie zur Regulierung der Wahrnehmung und Legitimation von gesellschaftlicher Realität. Wie geht eine Gesellschaft aber damit um, wenn diese „Normalität“ durch einem unerwarteten, explosiven Gewaltakt erschüttert wird? In beiden Publikationen wurden vielfältige Faktoren für das „Durchdrehen“ des Täters Robert Steinhäuser benannt: die Medien, welche gerade jüngere Menschen „verrohen“ würden; die Schule, die problematische Schüler nicht angemessen betreue; die Eltern, die ihre Kinder vernachlässigten und schließlich die Gesellschaft, die Werte nicht adäquat vermittle. Diese und andere in der Debatte thematisierten Punkte implizieren eine spezifische Trennung zwischen Normal und Anomal, die auf einem „Komplex Macht/Wissen“ (Michel Foucault) beruht. Auf diese Weise wurden die für die „Normalität“ des gesellschaftlichen Status quo konstitutiven Macht- und Herrschaftsbeziehungen – so die Kernthese des Buches – im Diskurs bestätigt.