Schmuck der Erde von Duhm,  Peter

Schmuck der Erde

Das Gute braucht für seine Existenz das Böse

In Berlin, in der Nähe des Savignyplatzes, wurden Ende April 1945 in einem zerbombten Gebäudekomplex ganz leise, weit entfernt klingende Klopfgeräusche vernommen. Zwei Metallsammler lauschten an einer gusseisernen Abwasserleitung, die durch das gesamte Haus bis in den verschütteten Keller führte. Auf regelmäßige Klopfgeräusche in zerbombten Häusern achtete damals jeder, der in diesen Gebäuden zu tun hatte oder auch nur nahe genug daran vorbeiging.
Unter herabgestürzten Mauerbrocken fanden die alarmierten Rettungstrupps vom Trümmer-Räumdienst die Tür zu einem Raum, in dem die Abwasserrohre dieses Hauses zusammengeführt worden waren. Unter großen Anstrengungen und stetigem Rufen, das ohne Antwort blieb, öffneten die Männer mit langen Brechstangen die Tür.
Auf dem Boden lag ein schwer atmender, röchelnder Junge in kurzen Hosen, der ohne Unterlass kraftlos mit einem Stein an das Abwasserohr neben seinem Kopf klopfte. Mehrere Frauen, in sich verkrümmt und verhakt, offensichtlich in einem dramatischen Kampf um ihr Leben erstickt, bedeckten fast den gesamten feuchten gemauerten Fußboden. Ihre Kleidung hatten sie sich vom Leib gerissen, wahrscheinlich, um besser nach Luft schnappen zu können und sich nicht durch enge Kleidung behindern zu lassen.
Obwohl die Tür bereits geöffnet war, rang der Junge, genau auf der Schwelle an der Seite der Tür, an der die Scharniere ins Mauerwerk eingesetzt waren, immer noch nach Luft. Er schnappte und saugte wie ein Fisch auf dem Trockenen an dem Spalt der Tür, ohne seine Retter wahrzunehmen.
Ein bestialischer Gestank nach menschlichen Ausscheidungen, Fäulnis und Verwesung ließ die Retter im ersten Moment zurückweichen.
Ein Bombenangriff vor zwei Wochen hatte diesen Stadtteil Berlins besonders zerstörerisch getroffen. Sprengbomben durchschlugen die Häuser vom Dach bis in die Keller, rissen offene Schlote durch alle Stockwerke. Die anschließend von den englischen Flugzeugen abgeworfenen Brandbomben entwickelten so starke Flammen und Hitzewellen, dass nichts außer verkohlten Mauerresten nach dem Feuersturm übrigblieb.
In dem kleinen Raum, unter dem Keller des Hauses Nr. 49 mussten die Hitze und der Luftmangel mörderisch gewesen sein.
Da das Drama im Keller und die äußerlichen schweren Verletzungen der Toten nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, wurde die Angelegenheit innerhalb der Zuständigkeit des Trümmer-Beseitigungsdienstes und der Wehrmacht geregelt. Die NS-Propaganda hatte verfügt, dass solche Funde von verschütteten Menschen als Kriegsgeheimnis zu gelten hatten.
Die an der Untersuchung beteiligten hohen Offiziere der SS kehrten die Sache unter den Teppich.
Inmitten der letzten Kriegswochen und des Nachkriegschaos war die Sache seinerzeit schnell vergessen worden.
Überall wurden Tote geborgen. Die Trümmer der zerstörten Stadt bargen so manche unbekannte Leiche. Nur der halbtote, fast erstickte Junge, der auch im Sanitätsauto noch nach Luft schnappte, immer weiter an ein Rohr der Trage schlug, überlebte.
Hauptkommissar Gunnar Hansen der Hamburger Mordkommission wurde im Januar 2016 zu einem Leichenfund in einem längst vergessenen und nirgends registrierten Tiefbunker im Elbhang über dem Museumshafen in Hamburg-Teufelsbrück gerufen.
Die dort gefundene mumifizierte Frauenleiche lag mit ihrem Kopf ganz nahe an der Schwelle zu einer schweren Eisentür, die den Raum hermetisch abriegelte. Es war ihr nicht möglich gewesen, mit den Händen die Tür zu erreichen. Mit weit gespreizten Beinen und Armen lag sie, an Eisenringe in den Seitenwänden gekettet, auf dem Steinboden.
Dr. Werner von Schimmelmann, als zuständiger Gerichtsmediziner, untersuchte die Tote routinemäßig.
Sein Bericht ließ bei Hauptkommissar Gunnar Hansen Zweifel an dessen Genauigkeit aufkommen.
Der Bericht des Forensikers Knut Hansen brachte unglaubliche Grausamkeiten, verübt an der Frau vom Keller im Teufelsbrücker Elbhang, ans Tageslicht.
Es stellte sich heraus, dass dieser Mord der Schlüssel zu einer Mordserie sein wird, die Anfang der 80er Jahre ihren Lauf in Hamburg nahm.
Es beginnt eine Zeitreise durch die Jahrzehnte in und um Hamburg.
Anhand der Indizien und Hinweise erstellt Frau Dr. Nicola Köhner, die Profilerin, Anthropologin und Psychologin, mit Kollegen aus den USA, ein vermeintliches Profil des Täters.
Sie geht sogar so weit, den nächsten Leichenfund in Hamburg, wieder in einem Bunker, vorherzusagen.
Es beginnt eine Jagd, ein Showdown, im gesamten Stadtgebiet Hamburgs und Schleswig-Holstein. Frauen denken eben anders als Männer, bemerkt die Profilerin, Dr. Nicola Köhner oft. Der Erfolg gibt ihr Recht; auch bei der Aufklärung dieser Mordfälle.
Letztendlich erleichtert, stimmen die beteiligten Männer diesem Klischee zu.
Hamburg ist eben eine besonders weltoffene, tolerante Stadt.

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