Deutschland in der Pubertät
Reflexionen des Entwicklungszustandes eines Landes
Quentin Quencher
Westdeutschland blickt heute auf etwas, was die Ostdeutschen schon lange erleben. Die Ostdeutsche Identität ‚DDRler‘ löste sich nach dem Ende des Ost-West-Konflikts mit der Wiedervereinigung schnell auf, sie wurde sowieso als überwiegend künstlich und verordnet angesehen. Ähnliche Prozesse stehen dem Westdeutschen bevor und diese sind nicht darauf vorbereitet, weil die Identitätsfrage in der Nachkriegszeit entweder von Pädagogisierungen geprägt war, oder gänzlich ausgeblendet wurde. Deutschland befindet sich somit im Zustand eines Pubertierenden, der gerade auch noch Waise geworden ist. So wie der Ostdeutsche mit dem Verlust seiner kulturellen Heimat zu kämpfen hatte oder hat, so wird dies auch der Westdeutsche tun müssen, teilweise geschieht es schon. Die Westbindung lockert sich und die europäische Einigung in der Form wie sie betrieben wurde, steht ebenfalls immer mehr zur Disposition. Beides sind aber die Stabilisatoren der Westdeutschen Identität, nicht nur der Gesellschaft, sondern bis ins individuelle Selbstbild hinein.
Sind wir also wirklich die, die wir zu sein vorgeben? Diesen Fragen wird in diesem Buch in meist erzählerischer Form, in verschiedenen Episoden, nachgegangen.