DIE EXPRESSION DES HUMANEN GRAF- PROTEINS UND DER TYROSINKINASE FAK IN SOLIDEN TUMOREN DES KINDESALTERS
RAMONA VERENA NEUTZNER
In der vorliegenden Arbeit wurde das Signaltransduktionsprotein GRAF und dessen Interaktionspartner FAK mittels immunhistochemischer Methoden an soliden Tumoren des Kindesalters untersucht. Es handelt sich hierbei um die ersten Untersuchungen zu GRAF an
soliden Tumoren des Kindesalters. Zum Nachweis von FAK wurden analog drei verschiedene Antikörper angewendet. Primär wurden 23 Fälle zu Nephroblastomen, 26 Fälle zu
Neuroblastomen, 12 Fälle zu Ewing- Sarkomen und peripheren neuroektodermalen Tumoren,
18 Fälle zu Rhabdomyosarkomen und ergänzend fünf Ganglioneurome vorliegend in Form von Formalin- fixierten, Paraffin- eingebetteten Gewebeproben in Multi- Tissue Schnitten untersucht bzw. ausgewertet. Weiterhin erfolgten im direkten Fallvergleich auch Untersuchungen beider Proteine an 20 kryokonservierten Tumorgewebeproben. Außerdem wurde in den genannten Tumoren die Wachstumsfraktion mit Hilfe des MIB- 1 AK (Ki 67 Protein) untersucht und im Vgl. bei präoperativ chemotherapierten zu nicht chemotherapierten Fällen von NEP, bzw. im Vgl. zur ermittelten Mitoserate im Gesamtkollektiv und zur FAK- Expression in den verschiedenen Tumorgruppen, als auch in Bezug auf die ermittelten Überlebensdaten, ausgewertet.
Zur Fragestellungu den Fragen 1a) und 1b2)
In allen Tumorgruppen konnte keine relevante Expression von GRAF auf Proteinebene nachgewiesen werden. Unter Berücksichtigung der Literatur sind hierfür ursächlich sowohl
regulative bzw. die Proteinstruktur verändernde Mechanismen, wie im Rahmen der Signaltransduktion (19), als auch erniedrigte bis fehlende oder fehlerhafte Expression bedingt durch molekulargenetische Veränderungen (35), denkbar. Im fehlenden Nachweis von GRAF, welches als potentielles Tumorsuppressorgen vermutet wurde (20), könnte ein die Tumorentwicklung begünstigender Einfluss liegen. FAK war in praktisch allen untersuchten Tumorfällen mit
mindestens einem der verwendeten drei AK nachweisbar, was die in der Literatur bereits beschriebene zentrale Bedeutung von FAK bei der Tumorentwicklung (27, 41-47) erneut und damit auch noch einmal für die hier untersuchten kindlichen Tumore bestätigt.
31c) :
Die in den untersuchten Tumorgruppen bestehenden signifikanten Unterschiede bei nahezu allen Vergleichen der Immunreaktion des GRAF- AK mit jeweils einem der drei FAK- AK sind
am ehesten durch den insgesamt fehlenden Nachweis des GRAF- Proteins bedingt.
41d):
An kryokonserviertem Material war GRAF vereinzelt schwach nachweisbar, so dass sich
beim Vgl. der Proteinexpression von GRAF an identischen Tumorgewebeproben in den beiden unterschiedlichen Konservierungsformen rechnerisch ein eben noch signifikanter Unterschied
ergab, obwohl die Immunreaktion mit dem GRAF- AK im Gesamtkollektiv nahezu fehlte. Beim Vergleich der Immunreaktion der drei verschiedenen FAK- AK in beiden Konservierungsformen ergab sich ein signifikanter Unterschied für die AK FAK C 903 und FAK A 17.
51e):
Zusammenfassend für alle untersuchten Tumorgruppen, als auch bei verschiedenen Gewebekonservierungen, zeigte der FAK C 20- AK die homogensten Ergebnisse bzgl. der FAK- Proteinexpression. Im Einzelfall wäre für die Neuroblastome der AK FAK C 903 zu bevorzugen, während für die Rhabdomyosarkome die Anwendung von FAK C 20 oder FAK A 17 günstiger erscheint.
62a) Die Wachstumsfraktion (MIB-1 Immunreaktivität) für die untersuchten Tumorgruppen lag insgesamt zwischen
0 und 38%.. Beim Vgl. der Wachstumsfraktionen zeigte sich ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den verschiedenen Tumorgruppen, wobei sich vor allem für die Gruppe der RMS deutlich höhere Werte ergaben..
72b) In Bezug auf das Gesamtkollektiv war nur eine geringe Korrelation zwischen Wachstumsfraktion und Mitoserate nachweisbar, was sich am ehesten aus der erwartungsgemäß niedrigeren Mitoserate im Verhältnis zum umfangreicheren Detektionsrahmen des MIB-1 AK
ergibt.
8) Beim Vgl. der NEP- Fälle mit den Fällen ohne präoperativ durchgeführte Chemotherapie
war im Hinblick auf die Wachstumsfraktion (MIB-1) kein signifikanter Unterschied nachweisbar,
was wahrscheinlich in erster Linie auf die zwei relativ kleinen Teilgruppen bzw. Stichprobengrößen zurückzuführen ist.
9) Beim Vgl. der Höhe der Wachstumsfraktion (MIB-1) im Hinblick auf die Stärke der Immunreaktivität von FAK war in allen vier Tumorgruppen und für alle drei FAK- AK kein statistisch signifikanter Unterschied nachweisbar. Die Wachstumsfraktion (MIB-1) muss im Fall
der untersuchten soliden Tumoren des Kindesalters sehr wahrscheinlich als unabhängiger prognostischer Faktor gewertet werden., bei einer insgesamt sehr geringen Mitoserate.
102c) Beim Vgl. derZwischen den Tumorgruppen fand sich kein statistisch signifikanter Unterschied bzgl. dem Ereignis- freien Überleben und dem Gesamtüberleben, sowie der berechneten Ereignis- freien Überlebenswahrscheinlichkeit und der Gesamtüberlebenswahrscheinlichkeit.
112d) Es konnte für die einzelnen Tumorgruppen kein signifikanter Einfluss Zusammenhang der Wachstumsfraktion (MIB1- Reaktion) auf dasmit dem Gesamtüberleben nachgewiesen werden.
Um weiteren Aufschluss über den Regulationsmechanismus von GRAF und das Zusammenspiel
mit FAK und anderen an der Signaltransduktion beteiligten, regulativen Proteinen, wie bspw. der MAPK, im Hinblick auf die Tumorentstehung zu erhalten, müssen nun weitere Untersuchungen dieser Proteine an größeren Stichprobengrößen pro Tumorgruppe folgen. Weiterhin sind vergleichende Untersuchungen an entsprechendem nicht malignem Gewebe, sowohl auf Proteinebene als auch auf molekularer Ebene notwendig. Im Hinblick auf die Wachstumsfraktion (MIB-1 Immunreaktivität) könnten dann individuell ermittelte Schwellenwerte und eine
Korrelation mit der Expression von GRAF und FAK, sowie klinischen Parametern
(Tumorstadium und –grad) genauere Aussagen im Hinblick auf Prognose, Ansprechen auf
Therapie und Überlebenschancen ermöglichen.