Die Geschichte von Taizé
Jean-Claude Escaffit, Moiz Rasiwala
„Die Geschichte von Taizé“ erhebt nicht den Anspruch, eine erschöpfende Geschichte dieser so besonderen Gemeinschaft von etwa hundert Brüdern aus dreißig Nationen zu schreiben, welche die religiösen Wegmarken der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachhaltig verschoben hat. Es geht eher darum, ihre Rolle in der Zeitgeschichte zu begreifen und die großen Etappen ihres Weges nachzuzeichnen. Jedes Kapitel beleuchtet ein Jahrzehnt – oder zumindest einige Jahre – und stellt eine Intuition, eine Entscheidung sowie ein Bündel von Ereignissen heraus, die nicht nur den betroffenen Zeitabschnitt prägen, sondern für die Zukunft, den Einfluss und die Ausstrahlung der „Brückenbauer-Mönche“ entscheidend wurden.
Gibt es in Frankreich und in Europa einen anderen Ort, der beständig so viele Jugendliche aus allen Ländern und jeglicher Herkunft anzieht? Die Generationen wechseln, aber die Bilder gleichen sich: Bilder einer fröhlichen, lebhaften Jugend, die sich auf dem Hügel mit einem christlichen Sprachengewirr verständigt und zu einer beeindruckenden Stille findet, sobald die Glocken zum Gebet rufen. Wovon träumen heute die Kinder und Enkel der Pioniere der vierziger Jahre? Sie hängen mit derselben Treue an diesem geisterfüllten Ort, gehen in der geheimnisvollen Spur einer reichen und bewegten Geschichte weiter.
Die Berufung von Taizé wie die ihres Gründers, der sich Frère Roger nannte, bestand und besteht darin, an Grenzen zu stehen, sie zu überschreiten, zu überbrücken. Zwischen Nationen, Konfessionen, Kulturen und Generationen, zwischen Nord und Süd, Ost und West … mit dem Risiko, manchmal nicht verstanden zu werden. Menschen und Ideen miteinander zu versöhnen, Brücken zu bauen und dabei ein Zeichen des Widerspruchs zu sein, darin besteht das Anliegen dieser ökumenischen Gemeinschaft von Brüdern. Eine Berufung, die Roger schon in jungen Jahren intuitiv ahnte.