Die Musik bei den Augsburger Reichstagen im 16. Jahrhundert
Moritz Kelber
Reichstage waren besondere Ereignisse im Heiligen Römischen Reich des 16. Jahrhunderts. Kaiser, Könige, geistliche und weltliche Reichsfürsten sowie die Vertreter der Reichsstädte trafen sich zur Beratung der drängendsten politischen Fragen. Augsburg war einer der wichtigsten Reichstagsorte dieser Zeit. Hier fanden nicht nur besonders viele, sondern auch politisch besonders bedeutsame Ständetreffen statt. Noch heute stehen die Begriffe Confessio Augustana, Augsburger Interim und Augsburger Religionsfrieden stellvertretend für die konfessionellen Auseinandersetzungen der Reformationszeit.
Zu den Treffen, die oft mehrere Monate dauerten, brachten die Reichsstände nicht selten ein großes Gefolge mit – darunter auch Künstler und Musiker. Reichstage waren keineswegs nur von den Beratungen geprägt. Es wurde ausführlich gespielt, bankettiert, getanzt und musiziert. Im Zentrum dieses Buchs steht der Klang der Ereignisse. Besprochen werden dabei nicht nur Kompositionen, die während eines Reichstags entstanden oder erklungen sind, sondern auch die musikalische und klangliche Inszenierung von Zeremonien und Festen. Es zeigt sich, dass die Musik nicht nur selbstverständlicher Bestandteil der Reichstage war, sondern hier selbst zur politischen Praxis wurde.