Die Pariser Commune
und der französisch-deutsche Krieg 1870/71
Dieter Redlich
„Der Krieg ist der Vater aller Dinge und der König aller. Die einen macht er zu Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien.“ (Heraklit)
Kriege nur als Waffengänge zu betrachten, verkürzt sie auf den Akt der Gewaltausübung. Dabei ist gerade das „Vorspiel“ der Ereignisse, die sich im Fokus der Pariser Commune zutrugen, als kulturelles Theater zu verstehen: Welcher Prinz heiratete welche Prinzessin? Und warum war dies von ungeheurer Tragweite? Für welche dynastischen Ziele mussten bzw. sollten Bürger sterben? Und – wäre es nicht an der Zeit, derlei Machtspielen ein für allemal ein Ende zu setzen? Welcher Souverän ist fähig, gegenüber dem Volk verantwortungsbewusst und rechenschaftspflichtig politische Entscheidungen zu treffen? Und was geschieht, wenn diese vom Volk autorisierte Person oder entsprechend das Gremium eine fehlerhafte, die Gemeinschaft schädigende Entscheidung getroffen hat?
Es sind genau diese Überlegungen und Schlussfolgerungen, die im Jahre 1870 von den Kommunarden angestellt wurden und zur Errichtung der Pariser Commune führten. Sie stellt somit – exemplarisch für die Herrschaft des Proletariats – gerade heute einen gewichtigen Bezugspunkt für die Formen direkter Demokratie dar.
„Die Commune wollte alles und hatte doch für Weniges nur 73 Tage Zeit. Dieses ,Wenige‘ war jedoch so viel, dass bis heute fast alle sozialen und revolutionären Bewegungen davon zehren können.“