Die sieben Mondnächte
Radierungen und Geschichten aus Lanzarote
Susanne Holtwiesche
Susanne Holtwiesche-Misgeld beschreibt als Künstlerin in Wort und Bild sieben nächtliche Wanderungen zwischen erloschenen Vulkanen auf der kanarischen Insel Lanzarote. Der Bildband enthält 8 zum Teil in Originalgröße wiedergegebene ganzseitige Abbildungen filigraner Radierungen. Durch die visuelle Sprache kann sich der Leser die eigenwillige Farbigkeit der trockenen Lavaflüsse bei untergehender Sonne und im Mondlicht sehr gut vorstellen. Auch die bizarr zerklüfteten Lavaablagerungen lassen der Imagination freien Lauf. Unentwegt sind in den Geschichten kleine Erdgeister damit beschäftigt, Einhörner, Baumfrauen und Baummänner, Hermaphroditen, Eulenschlangen und Katzen mit Tau zu versorgen. Das Auge als Symbol einer beseelten und lebendigen Erde reflektiert in Steinen und Pflanzen die ihr entgegengebrachte Freude und auch das Leid.
Eine Eulenschlange kommuniziert z. B. in Mondnacht V lautlos mit einem Baummann. Durch die Ausdruckskraft der Formen dieser Mischwesen sind hier die fließenden Gedankenströme beinahe zu erahnen. In einem anderen Bild tanzen Erdgeister, Zentaur und Stier zu einer temperamentvollen Windmusik. Spürbar ist in Wort und Bild auch die warme Vulkanerde, die sich noch ganz jung anfühlt und eine unbefangene Frische ausstrahlt. Nach dieser Wanderung durch die Lavafelder durchquert der Leser in Mondnacht VII eine grüne Oase mit Palmenhainen, Rebstöcken und blühenden Pflanzen und erreicht schließlich eine Höhle mit einem Dom aus tausend Säulen, Stalaktiten und Stalagmiten. Auf mondbeschienenem hellen Sand am Ufer des Meeres führt die Traumreise zurück nach Hause und damit auch wieder in das alltägliche Leben.