Erzählungen
Michael Kohlhaas, Die Marquise von O..., Das Erdbeben in Chili, Die Verlobung in St. Domingo, Das Bettelweib von Locarno, Der Findling, Die Heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik, Der Zweikampf. 2 Bände.
Heinrich von Kleist, Thomas Nehrlich
Das Kleist-Jahr gibt Anlass, mit den beiden Bänden der Erzählungen Kleists letzte große Veröffentlichung, die 1810/11 noch zu seinen Lebzeiten erschien, wieder in ihrer Originalgestalt zugänglich zu machen.
Da keine Handschriften erhalten sind, stellt diese von späteren Fremdeingriffen unbelastete Ausgabe die einzige authentische Fassung dar. Keine der heutigen Ausgaben gibt die Erzählungen ganz originalgetreu wieder, vor allem an der Schriftgestalt wurden zahlreiche Veränderungen vorgenommen. Nur im hier präsentierten Erscheinungsbild kann nachvollzogen werden, dass Kleist auch die Schriftgestalt seiner Texte durch den Einsatz typographischer Mittel mit vielfältigen Bedeutungen versah. Erst die getreue Wiedergabe des Originals ermöglicht eine vollständige Lektüre-Erfahrung und differenziertere Deutung der Erzählungen.
In der Einleitung des Herausgebers, Literaturwissenschaftler an der Freien Universität Berlin, wird Kleists Gebrauch typographischer Gestaltungsmittel erläutert: Sperrsatz, Anführungszeichen und Gedankenstriche (deren berühmtester das Geheimnis der Marquise von O. verbirgt) bilden eine weitere Textdimension, die seit 200 Jahren ihrer Entdeckung harrt.
Eine Bereicherung nicht nur für die Liebhaber von Kleists fesselnder und brillanter Prosa, sondern für alle genauen Leser, die Wert auf authentische Textfassungen legen!
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This year’s Kleist anniversary is an appropriate occasion to make the two volumes of short stories from 1810-11, the last great publication to appear in his lifetime, available again in their original form.
Since no manuscripts survive, this edition, untouched by later interventions, is the only authentic version. None of today’s editions present these stories completely faithfully to the original; there have been many changes, above all in the typography. Only as the texts appear here can we recreate the ways in which Kleist used typographical means to imbue his text with multiple meanings. Only a faithful reproduction of the original allows for a complete reading experience and a nuanced interpretation of the stories.
In his introduction the editor, a literary expert at the Free University in Berlin, explains Kleist’s use of typography: spacing, inverted commas and dashes (the most famous of which conceals the Marquise von O’s secret) add an extra dimension to the text which has been awaiting discovery for 200 years.
An enhancement not only for lovers of Kleist’s gripping and brilliant prose, but for all careful readers who value authentic versions of texts.