Frage – Zeichen
Wie die Kunst Vernunft und Glauben bewegt. Eine Ausstellung für Gerhard Larcher
Peter Ebenbauer, Hans W Ruckenbauer, Christian Wessely
O.Univ.-Prof. Dr. Gerhard Larcher, Ordinarius für Fundamentaltheologie an der Karl-Franzens-UniversitätGraz, vollendet im Jahr 2014 sein 68. Lebensjahr. Gemäß der akademischen Tradition in Österreichsteht damit seine Emeritierung bevor, die selbst unter weiterhin bestehender Verbundenheit einen großenmenschlichen und fachlichen Verlust für das von ihm geleitete Institut und die ganze Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Graz bedeutet; seine zahlreichen Aktivitäten mit interkultureller Strahlkraft werden schmerzlich vermisst werden. Denn nur wenige Theologinnen und Theologen von internationalem Rang haben sich wie er um das Gespräch zwischen Kunst und Theologie und um das kritische Potential der Künste verdient gemacht, ohne sie zu vereinnahmen. Gerhard Larcher hat die theologische Reflexion vor allem der zeitgenössischen Kunst in der europäischen Theologie mit geprägt. Über den fundierten theoretischen Diskurs hinaus zeigt sich seine tiefe und existenzielle Verbundenheit mit dem Thema Kunst gerade auch in der praktischen Tätigkeit als Kurator von Ausstellungen, als Jury-Mitglied, als Herausgeber von Katalogen und Werkdokumentationen und in seiner privaten Kunstleidenschaft, als steter Reisender von Venedig über Wien, Kassel und Berlin nach Paris und weiter fort.Ein verdienter Wissenschaftler wird anlässlich seiner bevorstehenden Emeritierung üblicherweise mit einerPublikation – einer Festschrift – geehrt. Wir sind als Mitarbeiter und Freunde von Gerhard Larcher zu derÜberzeugung gelangt, dass diese außergewöhnliche Person eine außergewöhnliche Ehrung verdient, dieihrem Wirkungsfeld entspricht und die über einen Sammelband hinausgeht. Deshalb haben wir mit diesemDoppelprojekt – Festschrift plus Ausstellung samt Katalog – außergewöhnliche Wege beschritten.Namhafte Künstlerinnen und Künstler, die in der einen oder anderen Form mit Gerhard Larcher verbundensind, haben ihm auf unsere Einladung hin eine Arbeit gewidmet. Sein zentrales Thema „Die Gottesfrageund die Kunst“ hat zu Werken unterschiedlichster Provenienz inspiriert. Sie ergeben gemeinsam eine großethemenorientierte Ausstellung, die selbst wiederum zu einem „Frage-Zeichen“ wird – zu einem Ort derKonfrontation, der Irritation, des Innehaltens, des Berührtwerdens von einer zutiefst existenziellen Fragestellung.Dass dieses bunte und facettenreiche Projekt konkrete Gestalt angenommen hat, ist dem Einsatz jenergeschuldet, die an seiner Idee Feuer gefangen hatten. Allen voran gebührt den Kunstschaffenden höchsteAnerkennung für ihre schöpferische Kraft, den offenherzigen Großmut sowie die Präzision im Gelingen.Froher Dank gilt Ingrid Hable und Raimund Klöckl fürs konzeptuelle Mitdenken und alle Hilfe in der Realisierung sowie dem Team der Fakultätsbibliothek Theologie für ungetrübtes Wohlwollen und freundliches Gastrecht. Die Ausstellung ist im Wintersemester 2013/14 an drei Standorten in der Universitätsstadt Graz zu sehen: im Universitätszentrum Theologie (UZT, Heinrichstraße 78), das über großzügige Ausstellungsflächen verfügt; im Zentrum für Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (dem RESOWI-Zentrum direkt am Campus), dessen Foyer im Bauteil BE von den Dekanen der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, o.Univ.-Prof. Dr. Wolf Rauch und o.Univ.-Prof. Dr. Josef Marko, dankenswerterweise für diesen Anlass zur Verfügung gestellt wurde, und nicht zuletzt im Gebäude der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG), deren kunstsinniger Leiter MMag. Alois Kölbl damit einmal mehr für die enge Anbindung seiner Institution an Universität und Fakultät Sorge trägt. Frau Universitätsdirektorin Hofrätin Dr. Maria Edlinger gebührt Dank für ihre Unterstützung des Anliegens, Kunst im Kontext des universitären Alltags sichtbar zu machen.Der vorliegende Katalog ist alphabetisch nach den Namen der Künstlerinnen und Künstler geordnet undwidmet jedem einzelnen Objekt eine Doppelseite, wobei uns wichtig war, die Objekte in situ abzubilden. Beijedem Objekt findet sich auch ein Hinweis auf die Übersichtskarten im hinteren Teil des Kataloges, um denAufstellungsort zu verdeutlichen. In der Regel sind die Kunstwerke auch käuflich zu erwerben; bei Interessestellen wir gerne den Kontakt zu den jeweiligen KünstlerInnen her.Soweit möglich wurde den Beitragenden der Festschrift für Gerhard Larcher, die unter dem selben Titel„Frage-Zeichen“ veröffentlicht wird, ein Entwurf der Kunstwerke zugesandt. Einige der von ihnen verfasstenBeiträge beziehen sich direkt auf die Werke, die nun in dieser Ausstellung zu sehen sind. So sind Festschrift, Ausstellung und dieser Katalog aufeinander bezogen, ergänzen sich und widmen sich derselben Frage: Wie stellen sich Glaube und Rationalität insbesondere in jenem Sprachmodus, der beide zu verbinden versucht – dem der Theologie – den vielfältigen Herausforderungen, die die Kunst als autonome und im besten Sinn des Wortes ‚provokative‘ Kraft an sie richtet?