Frauenbilder und Frauenbildung
Geschlechterrollen und Bildungskonzepte in Sozialutopien amerikanischer Autorinnen des 19. Jahrhunderts
Emily Overbeck
In der Phase des umfassenden gesellschaftlichen Umbruchs, der die Vereinigten Staaten im späten 19. Jahrhundert erfasste, griffen amerikanische Autorinnen von sozialutopischen Romanen aktuelle Bildungs- und Fortschrittsdebatten auf, um ihre LeserInnen mit modernen genderspezifischen Rollenmodellen vertraut zu machen. Durch die Nutzung des äußerst beliebten utopischen Genres gelang es ihnen in ihren feministischen Reinterpretationen von Konzepten von Weiblichkeit, Verständnis für ihre mitunter radikalen Ideen einer neuen Gesellschaft zu schaffen. Die Literatur diente ihnen dabei als ‚experimenteller‘ Rahmen, innerhalb dessen höchst unterschiedliche Verhaltens- und Rollenmodelle auf ihre gesell-schaftliche Akzeptanz hin überprüft werden konnten. Durch eine ‚Rhetorik der Umwertung‘ von Gender-Normen und Bildungsidealen fanden in den Sozialutopien Vorstellungen Eingang in die öffentlichen Debatten, welche die realen Fortschritte im Bereich der Frauenbildung erst möglich machten.