Freie Wohlfahrtspflege und europäische Integration
Zwischen Marktangleichung und sozialer Verantwortung
Chris Lange
Der Prozess der europäischen Integration ist in den letzten Jahren auch im Sozialbereich mit zunehmender Aufmerksamkeit registriert worden. In diesem Prozess ist auch das System der Wohlfahrtspflege einem strukturellen Wandel unterzogen, den der Staat durch die Einführung von Marktelementen in den Sozialbereich maßgeblich bestimmt.
In dieser Dissertation wird der „externe Ökonomisierung“ genannte Prozess, d.h. die stärker durch Wettbewerb geprägten Außenbeziehungen der Träger sozialer Dienstleistungen, untersucht und der Frage nachgegangen, ob und wie Effekte der „inneren Ökonomisierung“, d.h. der verstärkten Anwendung betriebswirtschaftlicher Methoden, in den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege diese Effekte verstärken.
Nach den Neuerungen des EU-Vertrages von Nizza im Jahre 2000 und der Beschlüsse von Lissabon ist im europäischen Kontext politisch auf zwei Entwicklungen besonders hinzuweisen: zum einen auf die aktuelle Diskussion um „Leistungen der Daseinsvorsorge“ und zum anderen auf die Strategie der „offenen Koordinierung“, mit der das Thema „soziale Ausgrenzung“ angesprochen ist.
Für personenbezogene, soziale Dienstleistungen, wie sie von den Trägern der freien Wohlfahrtspflege erbracht werden, ist noch nicht eindeutig erkennbar, welche konkreten Effekte die europäische Integration zukünftig mit sich bringen wird. Diese Arbeit ist eine Grundlage für die Einordnung dieser Entwicklungen, wobei die politischen Fragestellungen ein stärkeres Gewicht haben als die ökonomischen.