Geschichte(n) aus dem Kirchspiel Alfhausen

Das Kirchspiel Alfhausen Anfang des letzten Jahrhunderts: Der Heimatforscher Hermann Joseph Niemann besucht Bauern, Heuerleute, den Pastor, Lehrer, Handwerker, Honoratioren, einfach alle, die ihm etwas über die Vergangenheit erzählen können. Er kann offensichtlich gut zuhören, und man vertraut ihm, denn er kommt aus dem nur wenige Kilometer entfernten Nachbardorf Woltrup. Viele nennen ihn „Niemanns Onkel“. Ihm ist es recht. Akribisch notiert er alles in seinen Notizheften: Geschichtliche Daten, kleine Anekdoten, Erzählungen und Sagen. Er nimmt sich auch die Zeit, alte Akten, Dokumente und Urkunden zu übersetzen. In vielen Jahren hat er sich ein umfangreiches geschichtliches Wissen angeeignet, ist Mitglied des sehr elitären „Vereins für Geschichte und Altertumskunde des Hasegaus“. Er schreibt unter anderem Artikel über die Siedlungsgeschichte vieler Ortschaften für die „Bersenbrücker Zeitung“ als auch für die „Neuen Volksblätter“. Die Alfhauser Notizen aber veröffentlicht er nie.

Über 100 Jahre und zwei Weltkriege später, transkribiert und überarbeitet, sind diese Aufzeichnungen eine einmalige Sammlung Alfhauser, Heeker und Wallener Anekdoten, Erzählungen, Geschichten, Urkunden und Akten des 18. und 19. Jahrhunderts. Manchmal witzig, manchmal traurig, ergänzt um Wissenswertes vermitteln sie einen lebendigen Eindruck über das Leben der Menschen in der damaligen Zeit. Seien es nun die Spuk- oder Räubergeschichten, Akten der gerichtlichen Auseinandersetzungen nach der Markenteilung im 18. Jahrhundert oder kleine Anekdoten über die ersten Lehrer. Immer wieder spürt man beim Lesen, wie sehr Hermann Joseph Niemann gerade das Alltägliche und besonders der Volksmund begeisterten. Er war sich nicht zu schade, offensichtlichen Aberglauben oder einfach nur humorvolle Erzählungen aufzuschreiben, oder in der Bauernstube zu sitzen und alte Dokumente zu studieren. Wer kennt den Alfhauser Räuber Claus Becker, oder die Spitzbuben „Schau“, Weihers Anton und Döhmanns Schelle? In diesem Buch leben sie noch einmal auf.

Hermann Joseph Niemann war ein freundlicher, in sich ruhender und tief religiöser Mann, dicht verwoben mit seiner Heimat und deren Geschichte. Am 16. August 1954 verstarb er hochbetagt im Alter von 88 Jahren auf dem Hof seiner Familie. Dieses Buch soll an ihn erinnern.