Gott als Poet der Welt
Anliegen und Perspektiven der Prozesstheologie
Roland Faber
Die Prozesstheologie hat sich vor allem in der englischsprachigen Welt im Anschluss an Alfred North Whitehead entwickelt. Er hat eine ökologische Philosophie entworfen, die neue Strömungen der Postmoderne (Derrida, Deleuze) in neuem Licht erscheinen lässt, weil sie sowohl mit einem modernen naturwissenschaftlichen Weltbild (Relativitätstheorie, Quantenmechanik) vereinbar ist als auch die Gottesfrage integriert. Wirklichkeit wird in diesem Denken konsequent als kreativer Prozess von Ereignissen – und nicht mehr als statische Gegebenheit von Substanzen – begriffen. Dieses radikal andere Wirklichkeitsverständnis, das auf Kreativität und Relationalität baut, hat erhebliche Konsequenzen für die Vorstellung von Gott und für die zentralen Inhalte des (christlichen) Glaubens. Gott wird wesentlich als ›Gott-in-Beziehung‹ gedacht, der seiner Welt ganz nahe ist; Schöpfung durch Gott und natürliche Evolution des Universums können ganz neu miteinander ins Verhältnis gesetzt werden, der Mensch erscheint in ganz neuem Licht in einem vernetzten und kreativen Kosmos.
Roland Faber legt hier die umfassende Grundorientierung zur Prozesstheologie vor. Eindringlich führt er in ihre komplexe Welt ein, erläutert ihre Grundintentionen und ihre wesentlichen Inhalte, stellt ihre wichtigsten Vertreter vor und zeigt, wie die zentralen christlichen Glaubenswahrheiten völlig neu interpretiert werden. Nicht zuletzt entfaltet Faber aber auch Perspektiven einer heutigen Prozesstheologie im Gespräch mit der zeitgenössischen Philosophie, den Naturwissenschaften und mit den anderen Religionen.