Gustaf Gründgens. Filmische Arbeiten 1930–1960
Kristina Höch
Der 1899 in Düsseldorf geborene Gustaf Gründgens ist bis heute eine der bekanntesten und kontrovers diskutierten deutschen Persönlichkeiten im Film- und Theaterbereich. Nach Kriegsende absolvierte er seine Schauspielausbildung bei Gustav Lindemann und Louise Dumont, worauf Engagements an deutschen Bühnen folgten, bis es ihn zu Max Reinhardt an das Deutsche Theater in Berlin verschlug. Schnell wurde auch der Film auf ihn aufmerksam – sein Oeuvre umfasst unter Berücksichtigung von Regie- und Schauspieltätigkeiten insgesamt 33 Filme.
Zwar setzte er sich in der NS-Zeit couragiert für gefährdete Kolleg*innen ein und war selbst durch seine homophilen Liebschaften gefährdet, profitierte aber dennoch von seinen Beziehungen und trug auf kultureller Ebene zum Erfolg eines menschenverachtenden Systems bei.
Gründgens Filme geben einen Querschnitt durch den deutschen Film, er arbeitete mit namhaften Persönlichkeiten wie Hans Steinhoff, Gustav Ucicky, Heinz Rühmann, Jenny Jugo, Willi Forst, Fritz Lang, Paula Wessely, Marianne Hoppe, Fritz Kortner, Werner Krauss oder Emil Jannings, die alle dazu beitrugen, den deutschsprachigen Film zu formen und zu prägen. So ist nicht nur seine persönliche Entwicklung und Positionierung zum Film von Interesse, sondern auch die Entwicklung des Mediums „Film“ selbst. Wie veränderten sich die Produktionsabläufe in Hinblick auf politische Gegebenheiten und wie sind Inhalte und Produktionsbedingungen historisch-gesellschaftlich einzuordnen? Wie wurde Gründgens im deutschsprachigen Raum und international rezipiert? Die Grundlage für die Betrachtung bilden Filme sowie Interviews, Aufsätze, Reden, Korrespondenzen, Filmbewertungen bzw. – beschreibungen in der Tages- und Fachpresse, Publikationen von und über Gründgens, Personalakten, Vorstandsprotokolle, Drehbücher, Pressematerialien, Filmprogramme, Zensurkarten, Werberatschläge und literarische Vorlagen.