Gut betucht – Textilerzeugung bei den Alamannen
Begleitband zur Sonderausstellung im Alamannenmuseum Ellwangen vom 7. Februar 2020 bis 17. Januar 2021
Ellen Bendt, Andreas Gut, Jürgen Heinritz, Mina Kaiser, Janina Krolzik, Christina Peek, Roland Werner
Im Mittelpunkt der Sonderausstellung zur Kleidung der Alamannen stehen neue Erkenntnisse der Textilarchäologie. Wolle und Leinen waren die hauptsächlich zur Verfügung stehenden Materialien. Anhand von archäologischen Funden werden die einzelnen Schritte vom Schaf zum fertigen Mantel nachvollziehbar. Doch die Herstellung von Leinenstoffen war noch viel aufwendiger. Im Gebiet der Alamannen haben sich Textilien durch die Zeit nur sehr schlecht erhalten. Deshalb zeigt die Ausstellung an Repliken ausgewählter Beispiele, wie die Kleidung ausgesehen haben könnte.
Seit der Mensch begonnen hat, Kleidung zu tragen, spielt nicht nur die Schutzfunktion eine wichtige Rolle, sondern sehr schnell kam auch der ästhetische Aspekt hinzu. Aber erst mit der Herstellung von Garn aus einzelnen Fasern und deren Weiterverarbeitung zu Textilien besteht die Möglichkeit, das Aussehen selbst zu bestimmen. Seit dieser Zeit haben sich die einzelnen Arbeitsschritte nicht wesentlich verändert. Nur übernehmen heute Maschinen, was Jahrtausende lang mühevolle Handarbeit war. Erst durch die Industrialisierung der Textilproduktion ist die für uns heute selbstverständliche große Auswahl an Kleidungsstücken möglich geworden.
Unser heutiger Umgang mit der nach wie vor wertvollen Ressource Textil ist mehr als verschwenderisch. Bis vor kurzem gab es zwei Kollektionen pro Jahr: eine im Sommer, eine im Winter. Heute ist ein neuer Trend bereits nach zwei Wochen in den Läden. Und meist ist er auch genauso schnell wieder verschwunden. Das Resultat dieser „Fast Fashion“ ist, dass gekaufte Kleidung im Schnitt lediglich vier Mal getragen wird, bevor sie im Müll landet. Manche Kleidungsstücke wandern sogar ungetragen dorthin.
Die Ausstellung zeigt auch den Arbeitsaufwand, der mit der Herstellung eines einzigen Kleidungsstückes verbunden ist. Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit sind also keine Erfindung unserer Zeit.