Im Kreis
Rita Kuczynski
Susen wird von ihrer Mutter aus feindlichem Gebiet der Festung zugeführt, die ihr Schutz bieten soll. Kurz nach Susens Ankunft wird die Festung geschlossen. Sie lebt sich ohne größere Schwierigkeiten über die Jahre ein. Das ändert sich an dem Tag, da sie von außerhalb der Festung einen Brief bekommt, in dem sie von ihrem Jugendfreund Roger gefragt wird, ob sie sich noch an das schwangere Goldhamsterweibchen Schnaseline erinnere, das sie in den Schulferien gemeinsam füttern durften.
Wie der Brief in die Festung gelang, wird nie geklärt. Aber Susen wird verhaftet, kaum dass sie ihn zu Ende gelesen hat. Die Militärs vermuten „Goldhamsterweibchen“ sei der Deckname für eine Spionageorganisation, zu der Susen Kontakt hat. Schließlich hat sie längere Zeit im feindlichen Ausland gelebt.
Nach monatelanger Untersuchungshaft, in der ihr Eigensinn gebrochen werden sollte, wird Susen schließlich aus dem Gefängnis entlassen. Über sie wird eine ungewöhnliche Strafe verhängt: Für den Rest ihres Lebens muss sie im innersten Sicherheitskreis der Militärs, direkt in der Schutzzone des Regenten und Oberbefehlshabers der Streitkräfte leben.
Susen begeht daraufhin Selbstmord. Der wird aber von den Militärs nicht anerkannt, denn nur der Regent allein hat das Recht über Leben und Tod seiner Einwohner zu entscheiden. Sie wird dem ersten Sicherheitskreis überstellt. Hier erlebt sie den Niedergang der Mächtigen, bis die Festung fällt.
In symbolischer Weise beschreibt die Autorin, wie der Einzelne in einer Militärdiktatur zum willenlosen Menschen gemacht wird. Die magisch-realistische Form ihres Erzählens ermöglicht der Autorin eine poetische Eindringlichkeit, die im Kontrast zu den entwürdigenden Bedingungen des Lebens in jeglicher Diktatur steht.