„Kinderlandverschickt“
Schulkinder im Ausnahmezustand (1943–1945)
Veronika Siegmund
Aus der Erinnerung blicken heute fast 90-Jährige mit ganz unterschiedlichen Gefühlen auf ihre Zeit in KLV-Lagern zurück, in die Stadtkinder während des Zweiten Weltkriegs gebracht wurden, um sie vor Luftangriffen zu schützen. Zusätzlich geben Briefe und Tagebücher zeitnahe Einblicke in das Erleben der damals „verschickten“ Mädchen und Burschen.
Als in den Kriegsjahren 1943/44 die Bedrohung durch alliierte Luftangriffe zunahm, wurden Tausende österreichische Schulkinder im Rahmen der Erweiterten Kinderlandverschickung aus gefährdeten Großstädten in vermeintlich sichere, ländliche Gebiete gebracht. Der monatelange Aufenthalt in sogenannten KLV-Lagern – oft weit weg von zu Hause und von Lehrkräften und Erziehern der Hitlerjugend (HJ) beaufsichtigt – hat das Leben vieler junger Menschen während des Zweiten Weltkriegs geprägt. Erinnerungstexte, Briefe und Tagebücher, die für diesen Band zusammengetragen wurden, geben Einblicke in den Lageralltag und wie unterschiedlich dieser von 10- bis 14-jährigen Mädchen und Burschen erlebt wurde.