Liebe als Folgeproblem von Individualität in der Literatur um 1900 von Klein,  Uta

Liebe als Folgeproblem von Individualität in der Literatur um 1900

Hofmannsthal, Schnitzler, Musil

In der Literatur der Jahrhundertwende um 1900, insbesondere in der der Wiener Moderne, läßt sich beobachten, daß Liebes- und Ehepaare besonders viel Raum erhalten und zwar insofern, als sie moderne Individuen und Liebende gleichermaßen sind und sich als solche in Liebesbeziehungen befinden, an denen sie ebenso laborieren, wie sie für sie als existentiell notwendig thematisiert werden. Besonders bei Hofmannsthal, Schnitzler und Musil wird Liebe und die Liebesbeziehung mit auffälliger Insistenz als Paradoxie thematisiert: Bei Hofmannsthal und Schnitzler als zu bearbeitendes, nicht zu lösendes Problem; bei Musil mit Lösungsversuchen, die aber im Raum der Poesie/der Literatur bleiben, den Musil dafür nutzt, um diesen paradoxen Problemkomplex gedanklich auszuschreiten.

Die zugrundeliegende Problematik für eine solche Ausprägung alter literarischer Themen hat ihren Bezug in dem mit Ende des 19. Jahrhunderts sich verdichtenden Vorgang der funktionalen Differenzierung, der das Verhältnis zwischen Individuum und Welt einerseits weiter distanziert und andererseits das Individualitätsbewußtsein zwar steigert, gleichzeitig aber ein Bewußtsein dafür schafft, keine konsistente Einheit mehr zu sein. Zudem setzt für das weibliche Individuum ein Prozeß ein, der als Exklusion und autonome Individualisierung beschrieben werden kann. Moderne, selbstkontingente Individualitäten stiften so Liebesbeziehungen, die bei Hofmannsthal, Schnitzler und Musil als Paradoxon zwischen Sehnsucht und Skepsis verhandelt werden. In der Literatur der Jahrhundertwende um 1900 steht also die Zweierbeziehung als Liebesproblem im Zentrum, die Liebesbeziehung als Begegnung von, bezüglich des Individualitätskonzepts, gleich und paradox konstituierten Individuen. Die bekannten, traditionellen Liebeskonzepte des Enthusiasmus und der Romantik werden zwar mitformuliert, das der Jahrhundertwende um 1900 geht in ihnen aber nicht auf.

In der vorliegenden Arbeit werden fast ausschließlich kanonische Texte untersucht. Damit wird das Ziel verfolgt, aufgrund von gründlichen Einzelanalysen die dargestellte Problemlage der Figuren unter dem Aspekt, daß es Liebende und modern konstituierte Individuen gleichermaßen sind, möglichst genau zu erfassen, um so das behauptete Liebeskonzept, wie es bei Hofmannsthal, Schnitzler und Musil zu finden ist, inhaltlich in seinem Kern und in seinen Grenzen darstellen zu können. Im Fokus der Untersuchung steht also weniger der Nachweis dieser Problemlage innerhalb eines umfassenden Textkorpus, als vielmehr die Herausarbeitung der literarischen Problembearbeitung selbst. Liebe als Folgeproblem von Individualität wird anhand der vorgelegten Interpretationen als spezifisch für die Literatur der Jahrhundertwende um 1900 auftretendes und als solches paradoxes Problem gezeigt.

Untersuchte Texte der Jahrhundertwende 1900: Hofmannsthal, Chandos-Brief, Das Erlebnis des Marschalls von Bassompierre; Hermann Bahr, Das unrettbare Ich; Helene Böhlau, Halbtier!; Schnitzler, Anatol, Anatols Größenwahn, Zwischenspiel; Musil, Das verzauberte Haus, Die Versuchung der stillen Veronika, Die Vollendung der Liebe (= Vereinigungen). Untersuchte Texte zu den traditionellen Liebeskonzepten: Goethe, Werther; Friedrich Schlegel, Lucinde.

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