Lufthoheit – Die Faszination der Engel
Eulenfisch 1_2011
Wir stehen vor einem mehrdeutigen Befund. Wohin man blickt, wimmelt es von Engeln: Engel begleiten uns in der Werbung, im Film und auf Postkarten. Engel sind beliebt. Nicht der militanteste Laizist käme auf die Idee, ein Verbot für Engel im öffentlichen Raum zu fordern, obwohl Engel doch etwas mit Religion zu tun haben – oder etwa nicht? Engel sind in unserer technisierten Welt jedenfalls omnipräsent. Sie scheinen gleichsam durch die Frontlinien des religionspolitischen Diskurses unbeschwert und unbeschadet hindurchzuschweben. Niemand käme auf die Idee, ein Engelverbot analog dem Kruzifixverbot zu fordern. Engel sind allseits akzeptiert und auch interkonfessionell, ja sogar interreligiös gut aufgestellt: Engel sind nämlich nicht nur katholisch, auch bei evangelischen Christen erfreuen sich die Himmelsboten nicht erst in jüngster Zeit wachsender Beliebtheit, was das Zitat von Dietrich Bonhoeffer auf der letzten Seite unseres Magazins eindrucksvoll belegt. Voll Hochachtung sind aber auch die Zeugnisse von Engeln im Judentum und Islam. Engel sind offenkundig religiös absolut pluralitätsfähig und somit vorauseilende Boten im Dialog der Religionen.