Luise von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1800–1831)
Lebensräume einer unangepassten Herzogin
Ulrike Grunewald
Am 29. August 1824 versammeln sich in der Residenzstadt Coburg aufgebrachte Bürger, um ihrer Herzogin Luise beizustehen. Ihr Ehemann, Herzog Ernst I., wollte seine junge Ehefrau und Mutter seiner beiden Söhne wegen vorgeblicher Untreue verstoßen. Aber das Volk hielt zu seiner beliebten Herzogin. Zwei Tage lang demonstrierte die Menge in den Straßen, so dass Ernst I. um die Macht fürchten musste. Dennoch setzte er sich schließlich durch, Luise wurde verbannt und durfte ihre Söhne nie wiedersehen. Die Biografie beschreibt das Schicksal Luises von Sachsen-Coburg-Saalfeld vor dem Hintergrund der Rolle adliger Frauen im patriarchalen Obrigkeitsstaat des 19. Jahrhunderts. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Beeinflussung der Presse und der veröffentlichten Meinung durch die regierende Fürstenfamilie, die wesentlich zur Unterdrückung der Freiheitsbestrebungen Luises beitrugen. Ihr Leben ist weitgehend in Vergessenheit geraten, obwohl sie die Mutter des späteren Prinzgemahls der britischen Queen Victoria war. Als Luise der Dynastie gefährlich wurde, sorgte eine höfische Intrige für das Ende der Ehe. Sie musste ihre Träume von einem freien und selbstbestimmten Leben aufgeben, als mit der Scheidung ihr gesamtes ererbtes Vermögen in den Besitz des Ehemannes überging. Bereits 1831 starb sie in Paris.