Luzifer als Frau?
Zur Ikonographie der frauengestaltigen Schlange in Sündenfalldarstellungen des 13. bis 16. Jahrhunderts
Andrea Imig
Die Studie setzt bei einem populären Forschungsmythos an: der Identifikation der frauengestaltigen Versucherin in Sündenfalldarstellungen mit „Lilith“. Die historische Entstehungssituation und die mediale Verbreitung des Motivs werden aufgezeigt, um abschließend zu einer frömmigkeitsgeschichtlichen Deutung zu gelangen. Von der französischen Kathedralplastik ausgehend und in Michelangelos Ausmalung der Sixtinischen Kapelle endend, wird eine Vielzahl von Darstellungen untersucht. Im Zentrum dieser Betrachtung steht das Speculum humanae salvationis – bedeutende Werke, wie die Ergänzung des Klosterneuburger Altars oder die prominenten Beispiele der altniederländischen und altdeutschen Malerei können auf diese Quelle zurückgeführt werden. Die Studie liefert somit einen wichtigen Beitrag zur Ikonographie und Ikonologie des Sündenfalls im Hoch- und Spätmittelalter.