Mein Mensch stirbt
Erzählung
Anette Welp
„Was bleibt, ist die Seele.
Sie ist unsichtbar. Wir können sie spüren.
Ein Vogelgezwitscher, eine Berührung,
eine Stimme, ein Sonnenstrahl im Gesicht.“
So beginnt das kleine 36 Seiten starke Büchlein im A6-Format von Anette Welp. Farbfotos von Türen sowie Stufen ergänzen und bereichern die Erzählung über das Sterben. Umrahmt wird die Erzählung von Gedichten am Anfang und am Ende der Geschichte.
Grundlage für dieses Büchlein sind Tagebucheintragungen der Autorin über einen Zeitraum von mehreren Monaten. Ihre Begleitung des Sterbenden und ihre damit verbundene Auseinandersetzung mit dem Tod war ein Weg, der für sie mit vielfältigen Emotionen verbunden war. Das Sterben und der Tod eines Menschen bedeutete bis zu diesem Punkt in erster Linie Verlust und Schmerz. Die Autorin erfuhr am eigenen Leib, dass ihr neben Sorge und Angst um „ihren Menschen“ auch Trost und Heilung zuteilwurden.
Obwohl und gerade weil Anette Welp innerhalb kurzer Zeit gleich drei Menschen auf tragische Art und Weise verlor, entschied sie sich, diese Erzählung zu Papier zu bringen. Den Tod als etwas Grauenhaftes und Schlimmes in den Hintergrund zu rücken, empfand sie als absurd. Stattdessen gelang es ihr, sich als mitfühlende Zeugin einem Prozess zu stellen, an dessen Ende etwas steht, was
uns alle verbindet.
„Als ob Sterben und Tod das Gegenteil von Leben sind, scheinbar nicht zusammengehören, weigern wir uns, das Sterben und den Tod zu akzeptieren. Doch bei genauer Betrachtung ist Geburt der Anfang und Tod das Ende. Dazwischen ist Leben.“
Mit großer Sensibilität beschreibt Anette Welp den berührenden, nicht selten auch kraftraubenden Weg des Sterbeprozesses, den sie mit „ihrem Menschen“ gegangen ist. Das Büchlein berührt auf eine besondere Weise ein Thema, das uns alle früher oder später begegnet und das bewegt und tröstlich ist.
Anette Welp (*1963) studierte Germanistik, Bibliothekswissenschaften und Pädagogik. Die systemische Familienberaterin veröffentlicht ihre Texte im Augen Auf Verlag.
www.vollweiblich.de
Augen Auf Verlag, Trebur
Email: Augenauf.welp@t-online.de