Mensch und Wasser

Neben der Entdeckung des Feuers und der Erfindung des Rades ist die Wasserbewirtschaftung eine der größten Errungenschaften der menschlichen Zivilisation.
Der Umgang der Menschen mit dem Wasser seit Beginn der geschichtlichen Zeit, ergänzt um einen Blick auf künftigen Möglichkeiten zur Sicherstellung der Wasserversorgung, ist Inhalt dieses Buches. Ausführlich behandelt wird dabei die Zeit, in der die ersten Städte und Staaten entstanden, zu deren besonderen Errungenschaften Maßnahmen im Rahmen der Trinkwasserversorgung, der Bewässerung und des Schutzes vor Hochwasser zählten. Vorbilder gab es nicht, so waren die Menschen zu originären Ideen gezwungen, die sie technologisch umsetzen mussten. Die Vorgehensweise bei der Wasserbewirtschaftung wurde alsbald zu einem der Grundpfeiler des politischen Handelns und der gesetzgeberischen Aktivitäten bei den frühen Gesellschaften. Sie hatte ihren Ursprung nach heutigem Wissensstand im Raum zwischen Euphrat und Tigris und fand rasch Nachahmer in der Nachbarschaft. In ferneren Regionen folgte man im Laufe der Zeit diesen Vorstellungen, verwirklichte aber auch eigene Konzepte. Eine entscheidende Rolle spielten dabei die Rahmenbedingungen. Von Anbeginn der Besiedlung bis heute haben sie die Entwicklung der Wassernutzung sei es in Regionen, Staaten oder Städten bestimmt. Klimatische und landschaftliche Gegebenheiten spielten eine Hauptrolle, hinzu kamen von Menschen gemachte Faktoren.
Wasserwirtschaftliche Maßnahmen zielten – wenn man von Gesellschaften absieht, die sich einem Fortschritt widersetzten – im allgemeinen auf eine Verbesserung der bestehenden Verhältnisse. Faktoren, die eine Weiterentwicklung in dieser Richtung unterbrachen und zu Phasen des Stillstandes oder des Rückschritts führten, waren politische Entscheidungen, kriegerische Ereignisse, innere Unruhen, klimatische Veränderungen oder Eingriffe in den Naturraum. Übertriebenes Engagement bei Zahl und Umfang wasserbaulicher Anlagen konnte sogar den Niedergang einer Dynastie oder eines Staatsgebildes nach sich ziehen. Den Einflüssen, die sich auf die Wasserbewirtschaftung in den verschiedenen Kulturen, Ländern und Städten ausgewirkt haben, wird, soweit sie sich aus baulichen Hinterlassenschaften, antiken Beurkundungen oder aus dem Schrifttum ableiten lassen, nachgegangen und die Entwicklung an Beispielen aus verschiedenen Kontinenten bis zum Beginn des Industriezeitalters verfolgt.
Der Autor begegnete erstmals dem Thema Wasserwirtschaft im Rahmen einer Mitarbeit im interdisziplinären Mexiko-Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft anfangs der Siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Dessen Ausrichtung auf das Dasein der Bevölkerung im Raum Puebla/Tlaxcala seit vorkolonialer Zeit, gesehen unter den politischen, wirtschaftlichen und umweltbezogenen Bedingungen und selbst betraut mit Untersuchungen zur Verfügbarkeit und Nutzung des Wassers, weckte sein Interesse am geschichtlichen Hintergrund der Wasserbewirtschaftung. Es hat ihn in den nachfolgenden Jahrzehnten bei wissenschaftlichen und beratenden Tätigkeiten in vielen Ländern dieser Erde begleitet. Seine Aktivitäten bezogen sich auf Vorschläge zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung, auf Vorhaben zur Bewässerung, Projekte zur Wasserrückhaltung, auf Prognosen zu Versorgungsmöglichkeiten in den nächsten Jahrzehnten und der Abschätzung nutzbarer Grundwasservorkommen. Grundlagen bildeten Geländeuntersuchungen, Literaturrecherchen und Befragungen, die sich stets auf auf eventuelle Erfahrungen aus der Vergangenheit ausdehnte. So sammelte sich ein umfangreiches Inventar an, das es ihm ermöglichte, dieses Buch zu schreiben. Es wendet sich an einen Personenkreis, der generell an Fragen der Trinkwasserversorgung und der Verfügbarkeit und Nutzung des Wassers in Vergangenheit, Gegenwart und und vor allem der Zukunft interessiert ist.