Palynologische, petrographische und geochronologische Untersuchungen an Ablagerungen der Leck-Warmzeit (spätes Mittelpleistozän) und begleitender Sedimente von Lüttig,  Gerd, Menke,  Burchard, Sierralta,  Melanie, Stephan,  Hans-Jürgen, Urban,  Brigitte

Palynologische, petrographische und geochronologische Untersuchungen an Ablagerungen der Leck-Warmzeit (spätes Mittelpleistozän) und begleitender Sedimente

Nördlich von Leck (Nordfriesland, Schleswig – Holstein) wurde mit insgesamt 9 Bohrungen, die als Spülbohrungen und teilweise als Kernbohrungen ausgeführt wurden, die Schichtfolge im Zentrum und im Randbereich einer 286 m tiefen elsterzeitlich angelegten Rinne petrographisch und palynologisch untersucht. Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag im Bereich der oberen 50 m, in denen bei mehreren Bohrungen ca. 9 m mächtige fluviatile Sedimente („Leck-Folge“) angetroffen wurden, in denen Lagen humoser Sande und eine bis 1,5 m mächtige Mudde eingeschaltet sind. Überlagert wird diese Schichtfolge von glazialen Schichten mit einer mehrere Meter mächtigen Grundmoräne und hangenden glazifluviatilen und periglaziären Sedimenten. Die palynologischen Untersuchungen der Mudde belegen eine Warmzeit („Leck-Thermomer“) vom Klimaoptimum bis zu ihrem ausklingen. charakteristische Florenelemente der azonalen Vegetation sind die bereits in der Eichenmischwaldzeit, wenngleich mit sehr geringen Werten vorkommende Lärche (Larix) und in Spuren die Tanne (Abies). Die Hasel (Corylus) erreicht in der Eichenmischwaldzeit ihr Ausbreitungsmaximum. Hier wurden auch bereits sehr vereinzelt Pollenkörner der Hainbuche (Carpinus) gefunden. Sie treten jedoch auch später nur mit sehr geringen Werten auf. Die Verlandung des ausgedehnten Flachgewässers, das in der Spätphase der Warmzeit von einem Hochmoor überwachsen wird, wird zunächst von zahlreichen aquatischen Formen und später von Gagel (Myrica gale), Torfmoosen (Sphagnum), der Mondraute (Botrychium), der Krähenbeere (Empetrum) und weiteren Ericaceen charakterisiert. es gibt palynologische Hinweise auf eine z. T. nicht unerhebliche Beteiligung von Betula cf. nana/ humilis während der warmzeitlichen Vegetationsentwicklung an den untersuchten Standorten. In der Endphase der Warmzeit wird die Vegetation von Pinus, Betula, Picea und Poaceen dominiert. Larix kommt untergeordnet vor. Spezielle petrographische Untersuchungen wurden an den Klasten > 4 mm aus Kernproben und der Fraktion 4 mm – 6,3 mm (Feinkies-Gruppenanalyse) aus Kern- und Spülproben durchgeführt. Die geschiebeanalytische Untersuchung der Leitgeschiebe nach der Methode des „Theoretischen Heimatzentrums der Geschiebe“ (TGZ, Lüttig 1957) ergab drei statistische Streubereiche (s. Abb. 18): 1. TGZ von Geschieben aus sand- bis Kiesproben aus dem Hangenden der Leck-Folge: = Drenthe; 2. TGZ von Geschieben aus Proben sandiger Grundmoräne aus dem Hangenden der Leck-Folge: Werte, die einen sichelförmigen Streifen westlich des Drenthestreubereiches bilden, „Nordfriesische Geschiebefazies“ genannt; 3. TGZ von Geschieben aus Proben aus dem Liegenden der Leck-Folge: = zwei Punkte, deren Längen (λ)- und Breitengrade (φ) das SW-Ende des sichelförmigen Streifens besetzen und der bekannten Elster-W-Fazies angehören. Insgesamt besetzen die TGZ-Punkte der Geschiebezählungen aus Leck einen zuammenhängenden Bereich westlich des Gesamtareals der in dieser Arbeit verwendeten früheren TGZ-Bestimmungen. Das bestätigt die auch andernorts gemachte Beobachtung, dass sich homotope aber heterochrone Geschiebesippen in ihren TGZ-Werten annähern können. Das kann nur dadurch erklärt werden, dass älteres Geschiebematerial von jüngeren Eiskörpern in ihre Moränen aufgenommen worden ist. Insgesamt sprechen sowohl die Zählergebnisse nach der TGZ-Methode als auch die Ergebnisse der Gruppenanalyse der Feinkiese für die Einordnung der Leck-Folge und damit des Leck-Thermomers in die Zeit nach Elster und vor Drenthe sensu strictu. Die massenspektrometrische Untersuchung der Uran- und Thoriumisotopien der Mudde führte zum Nachweis eines offenen Systems der Isotope. Eine verlässliche Aussage zum Genesealter der Leck-Mudde mittels der 230Th/U-Methode bleibt somit offen. Nach Vergleich mit bisher aus Norddeutschland bekannten mittelpleistozänen warmzeitlichen Ablagerungen ist eine Parallelisierung des Leck-Thermomers mit der Holstein- Warmzeit auszuschließen und eine Korrelation mit der Reinsdorf- oder der Wacken (Dömnitz)-Warmzeit sehr unwahrscheinlich. Größte Ähnlichkeiten zeigt die Pollensukzession mit Sequenzen der Grube Nachtigall bei Höxter und von Göttingen-Ottostraße (Müller: pers. Mitteilung 2007, Grüger et al. 1994, Waas et al. 2011). Nach derzeitigem Wissensstand ist eine Einstufung der Leck-Warmzeit in einen Abschnitt des marinen Sauerstoffisotopenstadiums 7 (MIS 7) wahrscheinlich. Vorläufig wird sie MIS 7c zugeordnet. In den liegenden elsterzeitlichen Rinnensedimenten fanden sich die Ablagerungen von mindestens zwei Gletschervorstößen. Palynologische Untersuchungen an schwach bis mäßig humosen Schichten zwischen den glazigenen bis glazilimnischen Schichten, älter als der letzte Gletschervorstoß, lassen auf zeitweise Eisfreiheit und mindestens subarktische Klimabedingungen schließen.

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