Partner, nicht Gegner
Für eine andere Iran-Politik
Christoph Bertram
Die westliche Politik gegenüber der Islamischen Republik Iran
kann man nur als kollektive Verirrung betrachten. Iran zählt zu
den weltweit führenden Energielieferanten; er ist zur Stabilisierung
der Verhältnisse im Irak unersetzlich; seine Mitwirkung ist
Bedingung für nachhaltige Friedenslösungen in den meisten
Nahost-Konflikten.
Christoph Bertram leitete acht Jahre das International Institute for Strategic
Studies in London, bevor er als außenpolitischer Redakteur zur Wochenzeitung
DIE ZEIT wechselte. Christoph Bertram war von 1998 bis 2005 Direktor der
Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, die die Bundesregierung berät.
Aber statt auf der Beteuerung des Iran aufzubauen, es ginge ihm
nur um die friedliche Nutzung von Atomenergie, wird Teheran
unterstellt, möglichst rasch in den Besitz der Bombe gelangen zu
wollen. Mit der Fixierung auf die Einstellung der – dem Iran an sich
zustehenden – Uran-Anreicherung wird diese zu einer Frage der
iranischen Nationalehre hochgeschaukelt und damit ein Einlenken
erschwert.
Diese Politik ist zum Scheitern verurteilt. Bleibt sie unverändert,
wird man in zehn Jahren fragen: Wer hat Iran für den Westen
verloren? Wer hat die Chance verspielt, das Land in einen
regionalen Sicherheitsrahmen des Nahen und Mittleren Ostens
einzubeziehen? Und wer hat jene Kräfte im Iran geschwächt, die
zwar die Atomenergie, nicht aber die Atombombe wollten?